Kulturstiftung Hohenlohe

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von der Kulturstiftung

Zwischen Melancholie, Sehnsucht und Tanz - von Ralf Snurawa, Südwestpresse und Hohenloher Zeitung, 18.8.2016

Das Spektrum reichte vom szenischen Liederabend zu Franz Schubert über lateinamerikanische und spanische Lieder bis zu rein instrumental aufgeführten Liedern der Romantik.
Letzteres unternahm das Klavierduo Sofia Cabruja und Carles Lama im Musiksalon des Schlosses mit Werken von Franz Schubert, Robert Schumann und Johannes Brahms, für Klavier zu vier Händen von Christoph Ewers eingerichtet. Wenn man die Liedtexte nicht kannte, konnte man deren Inhalt nun rein musikalisch nachspüren.
Gleichzeitig waren in der Ludwig-Dörfler-Galerie die Sopranistin Patricia Caicedo und der Gitarrist Jaume Torrent zu hören. Da ging es etwa im Lied des argentinischen Komponisten Ariel Ramírez, „Alfonsina y el mar“, um die Dichterin Alfonsina Storni, die sich selbst tötete. Empfunden und in tragischem Ton sangen es die beiden Interpreten.
Die Gefühle der Dichterin beim Durchstreifen der Straßen von Buenos Aires hatte José Lezcanos in „A la tristeza de Buenos Aires“ im Tango-nuevo-Stil festgehalten. Bei Patricia Caicedo führte es bei hohen Tönen zu leichtem Überdramatisieren.
Die ausgewählten Lieder brasilianischer Komponisten blieben im melancholischen Grundton. Bittend wirkte Jayme Ovalles „Azulão“ (Hüttensänger-Vogel), tragisch „Modinha“. Den erzählerischen Ton hatten die beiden Musiker schön zu Valdemar Henrique da Costa Pereiras „Valsinha de Marajó“ getroffen. Zart empfunden klang dazu die Schlusswendung.
Erst Ernani Bragas „Engheno novo“, in dem es um die neue Maschine geht, mit der Zuckerrohrsaft gepresst werden kann, brachte heiter-tänzerische Auflockerung, die vom Duo mit Witz interpretiert wurde. Ihr folgten mit „La rosa enflorece“ ein innig zurückgenommener sephardischer Gesang sowie von Flamenco beeinflusste und von Federico García Lorca für Gitarrebegleitung eingerichtete spanische Volkslieder.
Volkslied und Tanz bestimmten auch die Lieder von Enrique Granados und Manuel de Falla: mal heiter tändelnd, mal energisch, mal erregt im Ton, mal angespannt in der Schwebe, mal aufgewühlt. In der Ausstellung mit Jugendstilplakaten waren die in etwa derselben Zeit entstandenen Liedsammlungen der beiden spanischen Komponisten jedenfalls gut aufgehoben.
Volkslied und Tanz, das zeigten das vierhändige Klavierspiel wie der szenische Abschluss des Konzerttags, sind das verbindende Element zwischen diesen spanischen wie lateinamerikanischen und den deutschen romantischen Kunstliedern, besonders jenen von Johannes Brahms. Aber das Schwärmerische der deutschen Romantik fehlt den anderen Liedern.
Ob man nun zu „Schubert und die Liebe“ unbedingt einen eigenen kleinen Zyklus für eine szenische Aufführung hätte zusammenstellen müssen, darüber ließe sich lange räsonieren. Problematisch ist das He- rausreißen etlicher Lieder aus zyklischen Zusammenhängen. Und Schubert selbst hatte etwa mit „Die schöne Müllerin“ einen Liedzyklus komponiert, mit dem sich das Thema ebenfalls hätte umsetzen lassen.
Das Konzept von Bariton Christoph von Weitzel ging jedoch – zumindest mit Blick auf den begeisterten Beifall – auf. Vor allem er nutzte Schloss und Innenhof für kleine Ausflüge: vom Fenster aus hinabgesungen oder von der Seite sich der Bühne nähernd. Höhepunkt des Konzertes waren aber die Gesangsdarbietungen von Sopranistin Margriet Buchberger, dabei einfühlsam von Ulrich Pakusch am Klavier begleitet: leidenschaftlich erregt Schuberts „Gretchen am Spinnrade“, leidend sehnsüchtig im Ton das „Lied der Mignon“ oder mit großer Hingabe „Du liebst mich nicht“.