Kulturstiftung Hohenlohe

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von der Kulturstiftung

Präzise beherrschter Elan - von Michael Dignal, 4. April 2017, Hohenloher Zeitung

Spark, englisch für Funke, ist der Name des jungen Quintetts, das sich nebenbei „die klassische Band" nennt. Das klingt einerseits selbstbewusst und ist andererseits irreführend, denn typische Klassik in Frack und Fliege kommt beim Festabend der Kulturstiftung Hohenlohe in der Neuensteiner Stadthalle nicht vor. Vielmehr ist es eine ungewöhnliche Mixtur aus Gestern und Heute, aus Barock, Neuer Musik und Jazz, die die 200 Zuhörer geradezu von den Sitzen reißt. 

Nach einer humorvollen Begrüßung durch Kraft Fürst zu Hohenlohe-Oehringen, dem Kulturstiftungsvorsitzenden, und der Anmerkung des Geschäftsführers Marcus Meyer, dass der Abend mit „Puls der Zeit" überschrieben sei, legen die Musiker los. Die Flötisten Andrea Ritter und Daniel Koschitzki, Geiger Stefan Balazsovics, Cellist Victor Plumettaz und Pianist Arseni Sadykov führen Kontraste unmittelbar zusammen, ohne dass sich Abgründe auftun. Mit kreativem Vermögen machen sie Ungleiches zur Bereicherung.

Verknüpfung So folgt nach Georg Friedrich Händels perlend spätbarocker „Ankunft der Königin von Saba" gleich das 20. Jahrhundert in Gestalt von Ryuichi Sakamotos „Rain", das betonte Rhythmen und sentimentale Melodienparts durchläuft. Gleichfalls direkt verknüpft werden Kompositionen von Johann Sebastian Bach und Cellist Plumettaz, als ob keine 300 Jahre dazwischenlägen. Bachs "Schafe können sicher weiden" ist ein sich scheinbar selbst webender Klangteppich aus behutsamen Klavierakkorden, Streicher- und Flötenstimmen, aus dem in Plumettaz’ "Scotch Club" jäh eine lebendige Szenerie wird, die sich wie Filmmusik zu einer wilden Verfolgungsjagd anhört. 

Ähnlich eng verschnürt sind Maurice Ravels "Rigaudon" und Gordon Jacobs "Tarantella": zwei Tänze, der eine mit besinnlichen Tupfen, der andere zwischen Tragik und Komik taumelnd. Sozusagen die Entwicklung vom Impressionismus zur Gegenwart in Kurzfassung. Es gibt zudem zwei Soli, die vollkommen modern sind. Plumettaz spielt Peter Pejtsiks „Stonehenge" mit Verzerrungen und wieselflinken Läufen wie eine Beschwörung des mystischen Orts, und Sadykov lässt mit wuchtig-hurtigen Jazzharmonien bei einer Etüde von Nikolai Kapustin an Keith Jarrett denken. Eingerahmt wird das alles von Stücken des zeitgenössischen holländischen Komponisten Chiel Meijering. Zum Anfang "When the cock crowed his warning", wo Koschitzki ein paar Hahnenschreie hören lässt, und zum Ende die „Candybox" (Koschitzki: "unser rockiges Finale") mit harten Stakkatofolgen. 

Empfehlung Insgesamt 90 verdichtete Minuten mit dem präzise beherrschten Elan eines sympathischen deutsch-ungarisch-weißrussischen Ensembles. Nicht bloß ein Funke, sondern ein enorm heller Funkenregen. Das Publikum ist entfacht, und damit geht wohl die Auftrittsempfehlung für einen der nächsten Kultursommer einher.