Kulturstiftung Hohenlohe

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Aktuelles

von der Kulturstiftung

Zu Romaklängen tanzend durch Paris - von Ralf Snurawa, 1.6.2017, Hohenloher Zeitung & 30.5.2017, Haller Tagblatt

Furios gestalteten das Alliage-Quintett und der Violinvirtuose József Lendvay das Eröffnungskonzert des Hohenloher Kultursommers für den Landkreis Schwäbisch Hall. Die sechs Musiker – das Quintett besteht aus der Pianistin Jang Eun Bae und den vier Saxofonisten Sebastian Pottmeier, Simon Hanrath, Hayrapet Arakelyan und Daniel Gauthier – hatten ihrem Programm auf Schloss Langenburg das musikalische Paris des 19. und 20. Jahrhunderts zugrundegelegt. Manches wurde der Hitze am Sonntag im Barocksaal auch inhaltlich gerecht.
Dazu gehörte der „Danse bacchanale“ aus Camille Saint-Saëns’ Oper „Samson et Dalila“ mit seinen orientalischen Melodien. Die gestaltete Sopransaxofonist Daniel Gauthier wunderbar gefühlvoll aus. Im sehr zügigen Tempo entstand ein packender Tanz. Brasilianische Rhythmen und Melodien verarbeitete Darius Milhaud in „Le boeuf sur le toit“. Das Brasilianische schimmerte beim Alliage-Quintett, nun zusammen mit Lendvay, zwar immer durch. Den Musikern schien jedoch der „Surrealismus à la française“, wie Gauthier es in seiner Moderation nannte,  noch wichtiger.
Aaron Copland hat in Paris bei Nadia Boulanger studiert. So erklärte sich der Ausflug in den amerikanischen Westen in sein Ballett „Rodeo“. Im effektreichen „Hoedown“-Satz ließ Lendvay seine Violine zur Fiddle werden und Sebastian Pottmeier spielte auf dem Baritonsaxofon manchen Ton perkussiv hart.
Dem Torero ließ er in Jun Nagaos Rhapsodie über Themen aus Georges Bizets Oper „Carmen“ keinen übermäßigen Stolz   angedeihen. Carmens „Habanera“ über die Liebe geriet Jang Eun Bae in der Klavierüberleitung dann sogar bedrohlich, ehe die vier Saxofonisten dies aufweichten.
Bei den beiden Kompositionen, die den zweiten Konzertteil bestimmten, vermisste man das Orchester keineswegs. George Gershwins „An American in Paris“ wirkte als ausgewogene Gegenüberstellung von scherzohaften und melodisch innigen Passagen.
Das Schlendern des Amerikaners durch die Straßen von Paris und die fahrenden wie hupenden Fahrzeuge wurden mit viel Witz vom Alliage-Quintett vorgetragen. Beim kontrastierenden Blues erzeugten die Musiker viel Klangwärme. Wunderbar gelangen die Übergänge: mal sich in Motiven verlierend, mal spannungsreich pulsierend.
Mit George Enescus erster „Rumänischer Rhapsodie“ wurde noch einmal József Lendvay als Violinsolist in den Mittelpunkt gerückt. Schön verträumt gelang die langsame Einleitung. Lustvoll wurde nach und nach Spannung aufgebaut, die zunächst in tänzerische und schließlich in ausgelassen virtuose Momente mündete. Viel stärker als in der Orchesterversion war hier das Hervorheben von Details möglich bis hin zu einer ganzen Reihe von pfeifenden Flageoletttönen der Solovioline.
Für die Zugaben wurde das Sextett zum neunköpfigen Ensemble mit drei Ensemblemitgliedern von Lendvays „SoLiszti“ erweitert: Gitarre, Cymbal und Kontrabass. Das restlos begeisterte Publikum wurde für seinen Beifall mit Roma-Weisen und schließlich mit Fritz Kreislers „Liebesleid“ belohnt.