Kulturstiftung Hohenlohe

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von der Kulturstiftung

Kostbare Kleinodien in fürstlichem Rahmen - von Ulrich Enzel, 4.6.2017 - Heilbronner Stimme

So beschwingt spielen sie auf, die Musiker des Württembergischen Kammerorchesters Heilbronn und die Solisten, der aus Ravensburg gebürtige Geiger Linus Roth und am Klavier der Koreaner William Youn.
Unter der impulsiven Leitung ihres Chefdirigenten Ruben Gazarian demonstriert das WKO grandios hohe Kunst des einfühlsamen, stets präsenten Begleitens. Felix Mendelssohns im Alter von 14 Jahren geschriebenes Konzert für Violine, Klavier und Streicher mag in ernstem d-moll stehen, regt dennoch zu munterem Erzählen an.
Dem fügen die beiden nicht nur technisch höchst virtuosen Solisten mit markanter Dramatik eine weitere Ebene bei. Gemeinsam lassen sie sich vom verschwenderischen Ideenreichtum dieses unbekümmert zwischen Barock, Klassik und Romantik schwingenden Werks anstecken zu vitalster Musizierfreude, bringen all die vielfältigen Facetten zum Klingen, würdigen sinnstiftend jeden musikalischen Einfall, entwickeln schlüssig den ersten Satz.
Beifallsstürme im ausverkauften Rittersaal
Weicher, warmer, voller Klang der Stradivari dialogisiert mit klarem Silberklingen des Klaviers im zweiten Satz. Liedhaft schlicht antworten die Streicher. Als ob sie ihre Hörer gemeinsam hinaus leiten wollten in die ruhige, im Detail so vielfältige Schönheit Hohenlohes. Überschäumendes Hüpfen und Springen im Rondo des dritten Satzes. Dem genussvoll geistreichen Spiel mit all den witzigen Ideen kann sich niemand entziehen: Beifallsstürme im ausverkauften Rittersaal.
Völlig andere Klangfarben, als ob sie in der Pause ihre Instrumente ausgewechselt hätten, hochromantische Verdichtung bei Ernest Chaussons Konzert für Violine, Klavier und Streicher. Ursprünglich für Streichquartett-Begleitung geschrieben, überzeugt die Streichorchesterversion durch gleichrangige Intensität des Dialogs mit den erneut in jeder Phrase begeisternden Solisten. Ihnen gelingt einfach alles: der dunkel-intensive Farbenreichtum des ersten Satzes, die impressionistische Landschaftsmalerei des zweiten, das weltverlorene Klagelied des dritten. Im Schlusssatz steigern sie sich in einen ekstatischen Klangrausch, der immer klar konturiert, in jedem Detail schlüssig interpretiert bleibt.
Anhaltender Jubel wird von den Solisten mit Schlichtem bedankt. In intensiver Innigkeit eines der wunderbaren Lieder ohne Worte von Mendelssohn als Zugabe.