Kulturstiftung Hohenlohe

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von der Kulturstiftung

Resonanzen der Romantik - von Leonore Welzin, 15.08.2017, Heilbronner Stimme & Südwestpresse

Auf internationalen Bühnen zu Hause, zeigt sich
das Trio di Clarone auch beim Hohenloher Kultursommer in Bestform. Es
ist die erste öffentliche Veranstaltung im Kammermusiksaal des neu
erbauten, jüngst eröffneten Carmen-Würth-Forums in Gaisbach. Knapp 600
Musikliebhaber kommen nicht nur in den Genuss der ausgezeichneten
Akustik, die der holzgetäfelte Saal auch hinteren Reihen bietet. Dank
des dynamisch ansteigenden Parketts gewährt der Raum allen eine optimale
Optik.

Die Intimität freundschaftlich-familiären Musizierens kennzeichnet
den Stil des Trios, das die gebürtige Crailsheimerin Sabine Meyer
zusammen mit ihrem Bruder Wolfgang und dem Hannoveraner Klarinettisten
Reiner Wehle im Jahre 1983 gegründet hat.

Ergänzt durch den Pianisten Kalle Randalu aus Estland spielt das
Ensemble in verschiedenen Besetzungen Kompositionen von Felix
Mendelssohn (1809-1847), Robert Schumann (1810-1856) und Max Bruch
(1838-1920).

Zuckerwasser und Eis zu Soiree
Auf amüsant kurzweilige Weise führt Wolfgang
Meyer durch den der Romantik gewidmeten Abend „fantasievoller Romanzen
für Klarinette und Bassetthorn“. Schumanns „Drei Romanzen“ (op. 94) und
Fantasiestücke (op. 73) habe man seinerzeit auch Soiree-Stücke genannt.

Was eine Soiree war, erläutert er mit einem Zitat aus der Feder
Heinrich Heines: „Es war eine glänzende Soiree, und nichts fehlte an den
herkömmlichen Ingredienzen des gesellschaftlichen Vergnügens: genug
Licht, um beleuchtet zu werden, genug Spiegel, um sich betrachten zu
können, genug Menschen, um sich heiß zu drängen, genug Zuckerwasser und
Eis, um sich abzukühlen. Man begann mit Musik.“ Bruchs „Acht Stücke“ für
Klarinette, Viola und Klavier sind kräftig konturierte Charakterbilder,
zugleich, mit historischem Bezug zu Mozarts „Kegelstatt-Trio“, eine
Reverenz an den Frühvollendeten. Dessen Vorliebe für das Bassett­horn
stand bei der Gründung des Trio di Clarone Pate. Wie im Herbst, als
Sabine Meyer Bruchs Original-Version mit dem Bratschisten Nils
Mönkemeyer auf Schloss Langenburg präsentierte, spielen die Musiker drei
der acht Stücke: „Allegro con moto“, „Nachtgesang“ und „Allegro
vivace“.

Klangexperimente gehören zum Repertoire des Trios. Den Part der
Bratsche übernimmt Wehle am Bassetthorn, ein Instrument, das 180 Jahre
lang in Vergessenheit geraten war, dem aber die durchdringende Schärfe
des Streichinstruments fehlt. Ähnliches gilt für Schumanns „Drei
Romanzen“: Im Tausch der ursprünglichen Oboe durch die extrovertiertere,
geradlinigere Klangqualität der Klarinette büßen diese Stücke
Melancholie ein. Die Interpretation von Schumanns „Vier kanonischen
Studien“ für Pedalflügel ist ob ihrer zarten Introvertiertheit eine
Bereicherung des Repertoires.

Mit Schumanns „Fantasiestücken“ – als Duett von Sabine Meyer und
Kalle Randalu – nimmt der Abend Fahrt auf. Das duftig melodiöse
Zusammenspiel des Feinzeichners an den Tasten und der nuancierten
Dynamik der Klarinettistin gipfelt im feurigen dritten Satz.

Was der gewitzte Auftakt mit Mendelssohns Konzertstück für
Klarinette, Bassetthorn und Klavier Nr. 2 d-Moll op. 114 versprochen
hatte, erfüllt sich in einem hinreißenden Finale mit dem Pendant, seinem
Konzertstück Nr. 1 f-Moll op. 113.

Für den stürmischen Applaus und die Ovationen bedanken sich die
Musiker mit der Wiederholung des ersten Satzes dieser von Felix
Mendelssohn humorvoll bezeichneten „Schlacht bei Prag, großes Duett für
Dampfnudel und Rahmstrudel“. Er hatte es dem virtuosesten Klarinettisten
Heinrich Baermann – quasi der Sabine Meyer seiner Zeit – gewidmet.