Kulturstiftung Hohenlohe

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von der Kulturstiftung

Ein wundersam leichtes Sommermenü - von Ulrich Enzel, Hohenloher Zeitung, 8.6.2018

Der Blick ins Programm der Serenata notturna im Rittersaal des Schlosses verwirrt. Was soll diese beliebig-bunt
durch Stile und Jahrhunderte gemischte Folge bekannter Werke verbinden, die die
Stuttgarter Camerata Europeana zur Aufführung bringt? Rasch wird klar, die
vorzüglichen, zu diesem Ensemble vereinten Musiker wollen vor allem auf hohem
Niveau gut unterhalten. Ein Menü aus neun wohl vertrauten Appetit-Häppchen
werden sie servieren. Nicht zuletzt durch die charmante Plauder-Konversation
des Dirigenten und Violin-Solisten Radoslaw Szulc breitet sich rasch
hochzufriedene Begeisterung aus im gut besuchten Saal.


Dynamik Ja, Adagio und Fuge c-moll, das Orgelwalzen-Opus von Wolfgang Amadeus Mozart, das mag manchem schwer im
Magen liegen. Doch unter einem hier kantig expressiven, im Verlauf des Abends
immer beschwingter animierenden Dirigat entfalten sich sofort differenzierte
Dynamik, klug phrasierte Spannungsbögen. Bereits das Largo der süßen
Fruchtfolge von Antonio Vivaldis a-moll-Violinkonzert lässt ahnen: Wir lieben
romantischen Schmelz. Mit Jules Massenets Méditation aus der Oper „Thais“
dürfen Solist und Orchester richtig dick auftragen – die Zuhörer schmachten
mit. Das Feuerwasser folgt sogleich: Szulc zigeunert sich wild durch die 2014
komponierte „Teufelsfiedel“ seines polnischen Landsmannes Radoslav Lazarovs.


Auch beim nordisch kühlen Zwischengang des „Andante festivo“ von Jean Sibelius begeistern dichter
Orchesterklang und romantische Sanglichkeit und die „Antiche Danze ed Arie“ Nr.
3. von Ottorino Respighi geraten im Farbenreichtum der Streicherklänge zu fein
abgeschmeckten italienischen Köstlichkeiten. Selbst Giacomo Puccinis
Trauergesang „I Crisantemi“: gefühlskalorienreiche Bitterschokolade. Mozarts
Serenata notturna genießen sichtlich auch die Musiker.


Beifallsjubel Höfisch elegant das Nur-Dekor des Menuetts. Im munteren Kehraus des Rondeaus überschlagen sie sich
in feuerwerksartig spritzigem Einfallsreichtum. Als Dank für anhaltenden
Beifallsjubel Bachs „Air“ aus der 3. Orchestersuite – verwandelt zu einem
zart-duftigen Hauch von Lächeln.