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von der Kulturstiftung

Harfenspiel ist schweißtreibende Arbeit - von Renate Väisänen, 20.6.2016, Hohenloher Zeitung

ÖHRINGEN Einen schwungvollen Walzer mit sehnsuchtsvoller Note gibt es von Silke Aichhorn zum Anfang des Unterrichtprojekts auf ihrer wertvollen amerikanischen Konzertharfe. „Kennt sich jemand von euch schon auf der Harfe aus“, fragt die renommierte Harfenistin in die Runde. Nein, keinem der rund 40 Schüler ist das Instrument näher bekannt. Seit 33 Jahren gebe sie Konzerte, die sie selber moderiere, meint die Harfenistin zu ihrer künstlerischen Laufbahn.

Entstauben Eines ihrer Anliegen sei das Klischee, das der Harfe anhängt, zu entstauben. Dazu zeigt sie einige wichtige Fakten zu ihrem Instrument auf. Im Gegensatz zu Streichinstrumenten sei die Harfe umso schlechter, je älter sie sei, deswegen müsse sie ungefähr alle acht Jahre ihr Instrument wechseln. Einmal im Jahr stünde dazu noch der Harfen-Regulierer an. Das läge am Holzrahmen, der das Gewicht von anderthalb Tonnen aushalten müsse, erklärt sie, nachdem sie den technischen Aufbau ihres Instruments, das sieben Pedale hat, beschrieben hat. „Im Gegensatz zu Spielern anderer Streichinstrumente, können wir Harfenisten den Klang nicht mit einem körperlichen Gefühl verbinden“, meint die Künstlerin. „Ich weiß zwar wie die Melodie sich anhört, muss sie aber auch mit meinen Augen sehen.“ Drei Möglichkeiten biete das Instrument, um ein- und denselben Klang zu erzeugen. Das seien auch die möglichen Fehlerquellen beim Spielen. Und die Noten müsse sie vorher harfengerecht präparieren.

„Harfenspiel kann sehr schweißtreibend sein“, meint sie und zeigte ihre Notenblätter, die wie sie zugibt, recht wild aussehen. Weil sie während des Spielens abwechselnd Harfe und Noten im Blick haben müsse, markiere sie ihre Noten und Pedaleinsätze mit Farben, um schnell wieder anknüpfen zu können. Außerdem müsse sie alles auf ein paar Seiten komprimieren, sodass die Noten auf den Notenständer passen. „Kurz was vom Blatt spielen, heißt für mich drei Wochen Vorbereitung“, erklärt sie. 40 Kilogramm wiegt ihre Harfe, die sie mittels einer Sackkarre transportiert.

Hornhaut Wie lange sie gebraucht habe, das Harfenspiel zu lernen, fragt eine Kursteilnehmerin. „Ich lerne immer noch“, bekommt sie zur Antwort. Dazu brauche das Harfenspiel viel körperliche Kraft und dazu noch Leder- und Hornhaut auf den Fingern. Weitere Kostproben ihrer Kunst mit Folkloristischem, Romantischem, Barockmusik und zeitgenössischen Kompositionen, bei dem die Schüler das so eben Erfahrene nachvollziehen können: Ständig wandert Aichhorns konzentrierter Blick agil zwischen Notenblatt und Instrument. Auch ihren Berufsalltag als Harfenistin beleuchtet die Musikerin mit einer humoristischen Geschichte über eine Mücke bei einer Hochzeit in ultrareichem Ambiente.

Bevor es „Händewaschen“ für die Schüler heißt, die sich selbst an Aichhorns Konzertharfe ausprobieren möchten. „Die Tonvibration ist außergewöhnlich“, stellt Lena Vierkorn dabei fest. Tino Koppermann meint danach: „Das Einschätzen der Töne war ganz schön schwierig.“