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von der Kulturstiftung

Minnesang und schaurige Balladen auf der Vellberger Stöckenburg - von Ralf Snurawa, SWP, 27.06.2018

Ihre ganz persönliche Sicht auf die Welt der Volksmusik zeige dieses
Konzert, betonte die Flötistin Katrin Krauß vom Ensemble Trigon in ihrer
Moderation zum Konzert „Unter der Linden“ beim Hohenloher Kultursommer
in der Martinskirche auf der Vellberger Stöckenburg. Und so breitete sie
zusammen mit der Flötistin und Geigerin Kerstin de Witt und dem Sänger,
Harfenisten und Cembalisten Holger Schäfer ihre von mittelalterlichem
Minnesang über schwedische Volkslieder, englische und irische Tänze bis
zu barocken „La Follia“-Variationen reichende Welt der Musik aus.

Der Wettstreit zwischen dem irischen Harfenisten und Komponisten
Turlough O’Carolan mit dem italienischen Geiger und Komponisten
Francesco Geminiani wurde von der Moderatorin dabei ebenso thematisiert
wie der Horror einer schottischen Ballade, in der sich zwei Raben über
ihr Festmahl, einen toten Ritter, unterhalten.

Zu schön zum Sterben

Holger Schäfer entführte die fast 90 Zuhörer in eine Märchenwelt über
drei Brüder und ihre Jagd auf das Einhorn. Nur der jüngste, Hans,
schafft es bis zum Einhorn, erschießt es aber nicht, sondern vergisst ob
des Staunens über die Schönheit des Einhorns die Zeit.

Holger Schäfer begleitete sich dabei wie ein Barde auf der Harfe, wie
zuvor schon bei den sehr klar artikulierten Gesängen von Walther von
der Vogelweide.

Innig warm getönter Gesang ließ sich da in „Unter der Linden“
vernehmen, unterstrichen noch vom Klang zweier Tenorblockflöten. Dem
folgte als schöner Kontrast ein energiegeladenes „Muget ir schowen, waz
dem Meien“ und eine tänzerisch und überaus virtuos dargebotene
„Canconeta tedesca“.

Katrin Krauß und Kerstin de Witt ließen ihre Flötentöne in perfekter
Abstimmung quirlig sprudeln – wie mehrfach in diesem Konzert. Die
Wiedergabe von Antonio Vivaldis „La Follia“-Variationen boten viele
Passagen, in denen Fingerfertigkeit und Geläufigkeit verlangt und
packend gemeistert wurden.

Selbst Momente des Einhaltens erschienen da spannungsreich und
erlösten kaum vom Eindruck des Soghaften. Am Ende hauchten die beiden
Flötistinnen mit den letzten Tönen das Stück aus.

Soghaftes boten auch die schwedischen Volkslieder, etwa „Var det Du
eller var det jag“, und einige Tänze aus England und Irland: hier eine
schmissige „Morrison’s Jig“, dort „An Italian Rant“ aus John Playfords
„The English Dancing Master“.

Genauso waren aber auch Balladen zu hören. Die Schaurigste war
sicherlich „Twa Corbies“ aus Schottland, aber auch die Geschichte vom
„wilden Mann“ Villeman fesselte. Wunderbar gelang den Instrumentalisten
da der erzählerische Tonfall. Und die Instrumentierung sorgte auch
dafür, dass ein schwedisches Volkslied – „Heiemo og Nykkjen“ – und das
Pagan-Folk-Stück „Konvulsionslåten“ problemlos nebeneinander bestehen
konnten.

Denn die drei Musiker des Ensembles Trigon entführten ihre Zuhörer
nicht nur mehr und mehr in ihre eigene Welt, sondern verzauberten auch
durch ihr Spiel. Das Publikum dankte es mit lang anhaltendem Beifall,
gefolgt von zwei Zugaben.