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von der Kulturstiftung

Musikfest auf Schloss Weikersheim lockt fast 2000 Besucher an - Südwestpresse, von Ralf Snurawa, 7. Juli 2015

Das Musikfest bietet eine ganze Reihe an Konzerten in
verschiedenen Räumen im Schloss und in der Weikersheimer Kirche. Während
sich etliche Konzertbesucher bei der Hitze am Samstag in den Orangerien
zu mittelalterlichen Klängen, Gypsy Swing und südosteuropäischer
Folklore Wind zufächern müssen, kann sich das Publikum in der
Stadtkirche bei Wiener Liedern Kühlung verschaffen.


Da tritt das Liederensemble des Wiener Männergesangvereins unter
Leitung von Antal Barnás auf. Für diesen Männergesangverein hat Johann
Strauß 1865 seinen Walzer "An der schönen blauen Donau" geschrieben. Den
kann das Publikum an diesem Tag sowohl von den zwölf Sängern als auch
im Gärtnerhaus in einer Kammermusikversion vom Philharmonischen
Klaviertrio Stuttgart hören. Die Donau-Philharmonie Wien enthält ihn
beim Abschlusskonzert im Schlosspark dem Publikum allerdings vor. Das
Orchester unter Leitung von Manfred Müssauer bietet als Alternative zwei
andere Walzer. Zunächst ist dies der Kaiser-Walzer von Johann Strauß,
mit Schmelz und Schwung dargeboten. Später erklingt der
Donauwellen-Walzer von Iosif Ivanovici, dem laut Müssauer "rumänischen
Strauß", mit seinen schön herausgehobenen klanglichen Schattierungen.
Als Ergänzung gibt es den federnden "Maria Theresia"-Konzertmarsch von
Josef Franz Wagner.


Dazwischen läuft Sopranistin Heidi Manser mit Operettenliedern zu
ganz großer Form auf. Über Streichertremolo und butterweiche Violintöne
legt sie ihre Stimme in Franz Lehárs Vilja-Lied aus "Die lustige Witwe"
mit wundervoller Empfindsamkeit. Ungemein innig gerät ihr "Du sollst der
Kaiser meiner Seele sein" aus "Der Favorit" von Robert Stolz. "Heia,
heia, in den Bergen ist mein Heimatland" aus Emmerich Kálmáns "Die
Csárdásfürstin" hat zunächst einen sehnsüchtigen Erzählton, danach gibt
es ein mitreißendes Stimmtänzeln. Verführerisch koketten Ton wagt Heidi
Manser in Oscar Straus’ "Warum soll eine Frau kein Verhältnis haben?",
der ersten Zugabe des begeistert aufgenommenen Konzerts.


Große Empfindung und viel stimmliche Wärme waren zuvor in der Arie
der Contessa "Porgi amor" aus Mozarts "Le nozze di Figaro" zu hören. Die
erste Hälfte des Konzerts machen Werke der Wiener Klassik aus. Eröffnet
wird ebenfalls mit Mozart: der Ouvertüre zum Singspiel "Die Entführung
aus dem Serail". Die sonst lebhaft-perkussive Wiedergabe überzeugt vor
allem durch das zögerliche Spiel im Mittelteil.


Weitere Bühnenmusik spielt die Donau-Philharmonie Wien espritvoll in
Joseph Haydns "Die Feuersbrunst" und in "Die Liebe im Narrenhaus" von
Carl Ditters von Dittersdorf - selten zu hörende Werke. Dazu gehört auch
das B-Dur-Klarinettenkonzert von Franz Anton Hoffmeister. Dessen
letzten Satz spielt Klarinettist Ronald Sebesta tändelnd und mit Witz.

 

Zusatzinfo:
Palatschinken und Wienerlied - Die Vorkonzerte des Musikfestes auf Schloss Weikersheim


Vorkonzerte Vor dem sinfonischen Abschluss des Musikfestes im
Schlosspark mit großem Feuerwerk konnten die Besucher des Musikfestes
zwischen sechs Konzerten wählen.


Neue Musik So bot das Ensemble "Wellenklang", ein
Bläserquintett der Donau-Philharmonie Wien, im Rittersaal des Schlosses
modernere, scharf betonte Klänge von Komponisten, die entlang der Donau
wirkten. Dazu gehören Paul Hindemith und György Ligeti.


Männergesang Gemütlichere Töne schlug der Wiener
Männergesangverein in der Stadtkirche an. Unter der Leitung von Antal
Barnás interpretierte er Wienerlieder wie "Mein Mutterl war a Wienerin"
oder, ebenso einfühlsam weich wiedergegeben, den Walzer "Wien, Weib,
Wein" - und natürlich den Straußschen Donauwalzer mit dem Text von 1889.


Kammermusik Der Donauwalzer erklang instrumental ebenso wie
Franz Schuberts spätes B-Dur-Klaviertrio im Gärtnerhaus vom
Philharmonischen Klaviertrio Stuttgart. In der Schlosskapelle ging es
mehr ums Literarische. Auch in Joseph von Eichendorffs Novelle "Aus dem
Leben eines Taugenichts" spielt die Donau eine Rolle. Henning Westphal
nahm durch seinen fesselnden Vortrag mit Auszügen daraus genauso
gefangen wie Karlis Norde, der die Geige des Taugenichts spielte mit
Volksliedmelodien oder Bachschen Suiten.


Alte Musik Viel zu fächeln hatten die Konzertbesucher in den
Orangerien. Die "Capella Antiqua Bambergensis" widmete sich dort dem
Melker Marienlied genauso ausdrucksstark wie dem Palästinalied des
Walther von der Vogelweide, der eine Zeit lang in Wien wirkte.


Folklore Die Sängerin Katalin Horvath sorgte mit ihrem
Quintett für ein leidenschaftliches Musikerlebnis zwischen Gypsy-Swing
und Folklore aus südosteuropäischen Staaten entlang der Donau. Wem das
zu heiß wurde, der konnte sich danach im Schlosspark an den Wasser- und
Rokokofiguren von "Gagé Hochstelzenlauf" erfreuen oder zwischen Wiener
Schnitzel und Palatschinken wählen.