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Hohenloher Kulturstiftung (Druckversion)

Aktuelles

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von der Kulturstiftung

Musikfest auf Schloss Weikersheim bietet einen Hauch von Welt - von Leonore Welzin, 4. u. 5.7.2016, Hohenloher Zeitung u. Südwestpresse

Mit Decken unterm Arm geht’s zum Open-Air-Festkonzert, einem
Höhepunkt des Hohenloher Kultursommers. Hier, fern vom EM-Stress, kann
am Samstagabend die Seele baumeln. Den Veranstalter freut, in Anspielung
auf die Viertelfinal-Austragung Deutschland – Italien, dass sich das
„Publikum trotz vieler Nebenschauplätze so zahlreich eingefunden hat“. 
Wer glaubte, dass hier beim Konzert des Kammer- und Symphonieorchesters
des Nationaltheaters Prag nur Fußball-Muffel sitzen, irrt: Als das
Publikum erfährt, dass der Maestro am Pult, Gudni A. Emilsson, aus
Island stammt, braust der erste Applaus auf.

Und der steigert sich mit jedem Stück. Ein wunderbar kantabler
Einstieg ist Hugo Wolfs „Italienische Serenade“ in G-Dur. In der
Tondichtung des Wahl-Wieners schwingt die jahrhundertelange Sehnsucht
der Deutschen nach dem Süden mit. Die Elstern zetern um die Wette mit
den Crescendi des schwungvoll aufspielenden Orchesters.

Grandios die „Variationen über ein Rokoko-Thema“ in A-Dur für
Violoncello und Orchester op. 33 von Peter Tschaikowsky. Hatte sich der
Komponist damit ins 18. Jahrhundert geflüchtet, wo die Welt weiß
gepudert und die Lust am Tanzen groß war, klingt diese Gegenwelt heller,
freundlicher und unbekümmerter als bei dem von Ängsten und Sorgen
geplagten Russen sonst üblich. Subtil, kraftvoll und mit Witz
präsentiert der Cellist  Petr Nouzovský das Bravourstück, lässt höchste
Töne vibrierend sanft in Stille gleiten. Eine Kunstpause ist quasi die
Minute der Krähen, deren Krächzt-Kommentar den Solisten zum Lächeln
bringt.

Mit der triumphalen Sinfonie Nr. 9 in e-Moll op. 95, die Antonín
Dvoák inspiriert durch seinen dreijährigen Amerika-Aufenthalt als Echo
„Aus der Neuen Welt“ mitgebracht hat, begeistern die voll Elan
spielenden Prager das Publikum. Während sich Emilsson, mal Gischt, mal
Geysir impulsiv und  temperamentvoll heiß dirigiert hat, kriecht
nächtliche Kühle unter Decken und Kleidung. Während einige dem Ausgang
entgegeneilen, um eventuell noch das Ende des Fußball-Krimis
mitzubekommen, lassen sich die Meisten vom leuchtenden
Feuerwerk-Konfetti verzaubern.

Ein Hauch von Welt mit einer Prise Nationalstolz wehte am frühen
Abend an sechs Spielorten – Rittersaal, Gärtnerhaus, Schlosskapelle,
Stadtkirche und beide Flügel der Orangerie – gemäß dem Motto „Weit und
schön ist die Welt“ Sinneseindrücke aus unterschiedlichsten
Klangkulturen herein. Mit dem Gesang der Finnin Laura Ryhänen und der
Ungarin Katalin Horvath konnte man von der Puszta in die Taiga
galoppieren, das Gitarren-Harfen Duo Mangold/Schröder reiste durch 
Lateinamerika (Anm. der Webred.), und das koreanische Trio Il-Ryun Chung (Gitarre,
Janggu und Moderation), Youjin Sung (Gayageum) und Hong Yoo (Daegum und
Janggu) entführte in einer hochspannenden Klangexpedition nach Fernost.

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