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Hohenloher Kulturstiftung (Druckversion)

Aktuelles

Aktuelles

von der Kulturstiftung

Kleine Symphonie, große Musik - von Dieter Fischer, 13.07.16, Hohenloher Zeitung

MULFINGEN All jene, denen ein Konzert in der Mulfinger Kirche
um 18 Uhr zu früh war - und das waren offenbar einige - versäumten ein
Highlight des Hohenloher Kultursommers. Das Concertino Ensemble unter der
Leitung von Professor Petru Munteanu ist zu Gast und 15 junge Streicher lassen
erleben, was profundes Können und höchste Leidenschaft vermögen. 

Felix Mendelssohn-Bartholdy lässt in seiner 9. Streicher-Symphonie an seiner Reise in die Schweiz teilnehmen, so konkret, dass
man glauben könnte, im Berner Oberland Gast zu sein. Und vier seiner „Lieder ohne Worte" verwandeln sich durch die Solistin Stephanie Rott - dank ihres
satten, beseelten Geigentons - wiederum begleitet vom Ensemble, zu einer Hommage an die Sehnsucht. 

Atmosphäre Nach der Pause wechselt die Atmosphäre. Das „Prélude
à l’unisson" aus der Suite Nr. 1 in C-Dur von George Enescu versetzt vom
ersten Ton an schwermütig in die Weiten der rumänischen Tiefebene und erst ganz
zum Schluss leuchtet in den höchsten und zartesten Tönen der Geigen ein
erlösendes C-Dur auf. Die von Enescu am Ende seiner Komposition gedachte Pauke
ersetzt ein Kontrabass – ein geheimnisvoll anmutender Gegensatz zum unisonen Streicherklang
und den letzten vibrierend flirrenden Schwingungen der hohen Töne.

Und dann der Höhepunkt: Kaum ein Komponist lebte und
arbeitete in solch oppositioneller Nähe zur politischen Situation wie der aus
St. Petersburg stammende Dmitri Schostakowitsch. Sein von Widerstand, Verfolgung
und Krankheit geprägtes Leben liest sich wie ein Krimi. 

Wucht Seine Kammersinfonie c-Moll - eine Fassung seines
Streichquartetts Nr. 8 zum „Gedenken an die Opfer von Faschismus und Krieg“ für
Streichorchester – entstand, kaum vorstellbar, in drei Tagen in Dresden. Er
verarbeitet darin Themen aus seinen berühmtesten Werken und schuf nach eigener
Aussage eine Art „Todes-und Totengedenken".
Mitreißend, ja entfesselt und in voller Wucht peitschen die Akkorde dem Zuhörer
entgegen. Kaum auf dem Sitz gehalten, strebt so mancher im Publikum nach vorne
gebeugt den klammen Tönen entgegen. Die Geigen vollführen Kunststücke in
höchster Virtuosität, die tiefen Streicher bringen einen dem Abgrund näher.
Grandios, erschreckend, beklemmend. Betroffener Beifall. Keine Zugabe. Punkt.
Aus. Verbeugung. Schweigen. Dank.


 

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