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Hohenloher Kulturstiftung (Druckversion)

Aktuelles

Aktuelles

von der Kulturstiftung

Am Puls einer entfernten Epoche - von Leonore Welzin, Heilbronner Stimme, 31.07.2018

SCHWÄBISCH HALL
Vor knapp zwei Jahren begeisterte die Oboistin Katharina Bäuml das
Publikum in den Städtischen Museen bei der Perspektiven-Reihe für Neue
Musik gemeinsam mit der Akkordeonistin Margit Kern als Duo Mixtura. Auf
den Wellen der Renaissance surfend, die bis in die Gegenwart schwappen,
präsentierte sie die Schalmei als „Ur-oma der Oboe“, wie Bäuml sie
nannte.
Nun beim Hohenloher  Kultursommer zu Gast, widmet sie sich im Kreis etlicher anderer
historischer Instrumente ganz der Ahnin. Zwar konterkariert der barocke
Prunk der Stiftskirche des Klosters Comburg die dezente
Renaissance-Ästhetik, aber der Hall und die Resonanz im hohen Schiff
sind wie geschaffen, um dem Puls der „Reisenden Virtuosen“ auf ihrer
Reise durch Europa zu lauschen.

Zum Auftakt schreiten Schalmei (Bäuml) und Altpommer, die größere Schwester der
Schalmei (Hildegard Wippermann), mit der feinen Melodie „Dit le
Bourgignon“ (1503) eines Anonymus und dem noch älteren Stück „Ecco la
primavera“ (Hier ist der Frühling) von Francesco Landini (1325-1397)
durch den Mittelgang. Im Verband mit den restlichen fünf Musikern klingt
der erste Block mit einer „Ciaconna“ von Andrea Falconiere (1585-1656)
aus. 

Stadtpfeifer
„Unterwegs mit den Stadtpfeifern“ lautet der Untertitel des Konzerts.
Der quäkende, durchdringende Klangcharakter erinnert an die
ursprüngliche Funktion des Stadtpfeifers: Er meldete die Uhrzeit,
alarmierte, wenn Gefahr drohte, entwarnte gegebenenfalls und spielte zu
allen möglichen Festivitäten auf. Trink-, Tanz- und Tafelmusik gehörten
zur Kernkompetenz der Stadtpfeifer, die üblicherweise mehrere
Instrumente spielten. „Mit der Ausbildung musste man im Kindesalter
beginnen. Musizieren war ein Handwerk, bei dem eine Komposition als
Gesellenstück abgeliefert wurde. Erst nach der Meisterprüfung durfte man
ins Geheimnis der Herstellung des Doppelrohrblatts eingeweiht werden“,
erläutert Bäuml, die neueste Forschungs-Erkenntnisse einbringt. Bäuml
studierte moderne Oboe, Barockoboe und historische Rohrblatt-Instrumente
an der Schola Cantorum in Basel. Sie gründete 2005 die Capella della
Torre, das wichtigste deutsche Ensemble für Bläsermusik des 14. bis 17.
Jahrhunderts. 

Reiseroute
Aus dem umfangreichen Fundus haben die sieben Musiker – neben Bäuml und
Wippermann musizieren Fako Munkwitz (Posaune), Regina Hahnke (Dulzian),
Peter A. Bauer (Percussion), Ulrich Wedemeier (Laute,
Renaissance-Gitarre) und Martina Fiedler (Orgel) – eine Reiseroute durch
Europa entworfen. Von Italien geht es über Flandern (Josquin Derprez),
Frankreich (Thoinot Arbeau) und Deutschland (Baltasar Resinarius) nach
Spanien (Cancionero de Uppsala), Slowenien (Isaac Posch) und wieder
zurück nach Italien.

    

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