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Hohenloher Kulturstiftung (Druckversion)

Aktuelles

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von der Kulturstiftung

Alma interpretiert Volksmusik erfrischend anders - von Andreas Dehne, Hohenloher Zeitung, 4.7.2018

Ich möchte die CD kaufen mit dem Titel, der die wunderbaren Gesänge
enthält." Eine Bitte, die Evelyn Mair (Gesang, Geige) von der
österreichischen Gruppe Alma in der Pause am CD-Stand immer wieder hört.
Gemeint ist der Titel "Unknown Peace", den das Quintett gegen Ende der
ersten Hälfte des Kultursommer-Konzerts in der Alten Turnhalle in
Niederstetten spielt.

"Das Lied scheint zu Beginn etwas eigenartig und am Ende auch noch.
Aber speziell im letzten Teil würde ich Sie bitten, die Augen zu
schließen und an etwas Schönes zu denken." So moderiert Matteo Haitzmann
(Gesang, Geige) sein eigenes Stück an. "Wir nennen es auch: Renate
grüßt das Universum."

Die alpenländischen Wurzeln klingen immer wieder durch

Marie-Theres Stickler (Gesang, diatonische Harmonika) leitet mit
schwer klingenden Akkordfolgen den Übergang ein. Vom "eigenartigen
Beginn" zum "eigenartigen Ende." Marlene Lacherstorfer (Gesang,
Kontrabass) und Julia Lacherstorfer (Gesang, Geige) stimmen die Gesänge
mit an. Sehr esoterisch klingend. Sphärisch, mit viel Hall unterlegt,
und doch irgendwie nach Jodler klingend. Einem esoterischen Jodler eben.
Denn der Jodler zieht sich bei dem österreichischen Quintett wie ein
roter Faden durch das Programm.

"Jodeln ist eine Art alpenländisches Esperanto", erklärt Marie-Theres
Stickler. Und sie jodeln und plattlern sich durch nahezu die gesamte
Bandbreite an musikalischen Stilrichtungen. "Bach und Berg" folgt dem
"Unbekannten Frieden." Zu Beginn ein Hauch Klassik, dazu eine Prise
Tango, selbst Elemente des Rock glaubt man aus den Liedern
herauszuhören. Doch immer wieder zieht es sie zu ihren alpenländischen
Wurzeln. "Bach und Berg" enthält neben schwer verständlichem Gesang im
starken Dialekt eine intensive, ausschließlich geklatschte Sequenz.

Die Stimmung der Stücke? Von sehr ernst bis kalauernd

Sie fragen sich, "wie ein Jodler wohl klingen würde, wenn er von
städtischen Adoptiveltern groß gezogen worden wäre", und gießen dies im
Lied "Oeo" in Melodien. Zu den gezupften Geigen zunächst ein mystischer
mehrstimmiger Gesang, dann ein etwas schräg klingendes Zwischenspiel,
wieder eine abrupte Wende. Melodiöse und klassisch angehauchte
New-Age-Musik-Fragmente mischen sich mit Elementen der populären
Volksmusik. Zum Ende wieder gezupfte Geigen, ein mystischer
mehrstimmiger Gesang. Wie schön. Es gibt Jodler "in instrumentaler
Form", pur und in zahllos anmutenden Varianten.

Zwischen sehr ernst wirkenden Stücken wie "Questa Mattina - Lieber
sterben als die große Liebe zu verlassen" kalauert und spielt Julia
Lacherstorfer sich sehr amüsant und vielseitig durch die "Tranquilla."
Eine Schnecken-Mord-Geschichte, zu der "ich mit bloßer Hand nicht fähig
bin." Aber die Schnecken werden alle in den Salat-Himmel kommen.

Was Alma mit Spanien zu tun haben

Knapp 100 Minuten lang hauchen Alma, benannt nach dem spanischen Wort
für "Seele", locker, lässig und nicht immer ganz ernst gemeint die
österreichische Seele in alle erdenklichen Stilrichtungen der
Volksmusik. Manchmal nicht einfach zu Hören, aber in der Summe ein wohl
einzigartiges Musikerlebnis. "Sind Sie bereit für das Tanzbein?" Julia
Lacherstorfer fordert das begeisterte Publikum zum Tanzen auf. Sie
spielen zum Abschluss den "Zillertaler Walzer". Schrill, schräg und
schnell. Und sie jodeln, dass es eine wahre Freude ist.

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