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"Genuss mit Stradivari und Amati" - von Andreas Dehne, 11.03.2019, Hohenloher Zeitung

Wir haben für heute Abend ein ganz spezielles Programm vorbereitet: Barock mit Bach, Klassik mit Mozart und Romantik mit César Franck!“

Die mit dem Musikpreis Echo gekürte Geigerin Rebekka Hartmann steht bei ihrer Ankündigung des Programms quasi mitten unter den Zuschauern. Denn der Hohenloher Kultursommer hat sich an seinem Festabend zu einer ganz speziellen Präsentation entschlossen: Die beiden Solisten des Abends sitzen nicht auf der Bühne, sondern direkt davor. „Musik ganz nah“ ist auf dem Programmheft zu lesen.

Und „Musik ganz nah“ ist dann nur wenig später auch zu hören. In einem engen Halbkreis sitzen die Zuschauer um Flügel, Cembalo – und die beiden heimlichen Stars des Abends: „Ich habe extra für dieses Konzert noch zwei weitere Hauptakteure mitgebracht“, verkündet Hartmann vor Konzertbeginn: eine Violine von Nicola Amati aus dem Jahre 1665 und eine Antonio Stradivari von 1675.

Edles Holz Ein leises Raunen geht sofort durchs Publikum. „Diese beiden Geigen werde ich im Laufe des Konzertes mit drei verschiedenen Bögen spielen: einem spätbarocken Bogen, einem aus der Hochklassik und einem romantischen Bogen aus dem Jahre 1845“, annonciert die Künstlerin.

Und sie kündigt Bach an: die Sonata No.3 in E-Dur. Und sie erklärt Bach: „Eine Sonate aus dem Zyklus der sechs Sonaten für Violine und Cembalo.“

Und dann spielt sie auch Bach. Zusammen mit ihrem Partner José Gallardo am Cembalo. Hartmann spielt ihn „mit der Amati, die 20 Jahre vor Bachs Geburtstag gebaut worden ist und dem spätbarocken Bogen“. Spielt sie? Nein, sie zelebriert regelrecht. Die Amati klingt unter den Händen dieser famosen Violinistin irgendwie menschlich.

Mit einem tiefen und tiefergehenden Klang. Ganz hervorragend. Ganz nah. Das zweite Stück des Abends wird angekündigt: Mozart. José Gallardo wechselt an den Flügel. Sonate in A-Dur für Klavier und Violine. „Ja, Sie haben richtig gehört“, erklärt Hartmann die Geschichte der Sonaten. „Diese unschuldig plätschernden Rokoko-Sonaten waren ideal für den dilettantischen Genuss eines gut ausgebildeten höheren Fräuleins am Klavier und ihres meist weniger fleißigen Verehrers an der Violine.“

Sie spielen sodann Mozart, der auch „ein hervorragender Geiger“ war. An der Amati spielt sie den „betörend schönen, aber auch von Trauer überschütteten zweiten Satz“ – mit einem hochklassischen Bogen aus dem Jahre 1790. Intensiv und sehr ausdrucksstark entführt das Duo in kraftvollen Tönen in die verzweifelte Innigkeit zwischen Violine und Flügel, wie sie nur Mozart komponiert haben kann.

„Ich werde jetzt mit der Stradivari und meinem Hausbogen aus dem Jahre 1845 spielen“, führt sie dann in das Werk von César Franck ein. Die Sonate A-Dur für Violine und Klavier. „Ein klingendes Hochzeitsgeschenk.“ Und José Gallardo überzeugt am Flügel, wo er die Authentizität der Violine und ihrer Meisterin geradezu meisterhaft begleitet.

Kaiserlich Nach knapp 85 Konzertminuten dann die zweite Zugabe. „Pièce en forme de Habanera“ von Maurice Ravel. Wahrscheinlich der besinnlichste Moment des grandiosen Abends. So nahe ist man den wirklich tiefen Gefühlen nicht oft.

Nach dem akustischen folgt dann anschließend auch noch ein geschmacklicher Höhepunkt: Die Hohenloher Weinkönigin Kim Philin Pfisterer lädt zur Weinprobe mit drei Weinen vom Weingut Fürst Hohenlohe. Ein fürstlicher Genuss nach diesem wahrhaft kaiserlich anmutenden Konzert. So tatsächlich nahe war Nähe wohl selten.