Kulturstiftung Hohenlohe

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von der Kulturstiftung

"Überwältigende Blockflötenmusik" - von Ingrid Heydecke-Seidel, Hohenloher Zeitung, 9.9.19

WALDENBURG Vielseitiger und brillanter hätte ein Blockflötenkonzert kaum sein können als der Auftritt von Flautando Köln in der Waldenburger Stadtkirche, die bis auf den letzten Platz besetzt war.
Die vier Damen Susanne Hochscheid, Katrin Krauß-Brandl, Ursula Thelen und Kerstin de Witt hatten ein großes Sortiment an Flöten von Garklein über Diskant, Sopran, Alt, Tenor, Bass und Subbassflöte dabei: zwei schwarz lackierte Paetzold-Flöten erregten besondere Aufmerksamkeit. Sie wechselten munter Instrumente und Positionen und begannen mit Johann Sebastian Bachs Fantasie und Fuge c-moll BWV 537, einem Orgelwerk in einer stimmigen Transkription, in der die abgeklärte Ruhe gut als Einstimmung passte. In der Fuge mit ihren markanten Tonwiederholungen beeindruckte das souveräne Wechselspiel der Einzelstimmen.
Von Bach hatte das Ensemble noch mehr im Programm. Die Sinfonia aus der Ratswahl-Kantate BVW 29 und das Choralvorspiel aus dem Orgelbüchlein „Jesu, meine Freude“ gefielen in der technisch und musikalisch versierten Interpretation ebenso wie die Dorische Toccata BWV 538 oder der Contrapunctus aus der „Kunst der Fuge“. In charmanten Moderationen wechselten sich die Damen ab und versicherten, dass kein Ton der Originale bei den Transkriptionen verloren gegangen sei.
Bewegt Nicht viele Werke des Barockmeisters Marco Uccellini sind erhalten, doch erfreute die „Aria sopra la Bergamasca“ mit farbiger Dynamik und dem Wettstreit der bewegten Stimmen über dem Ostinato des Basses. György Ligeti komponierte 1953 sechs Bagatellen für Klavier, bearbeitete sie für fünf Bläser, und die Flötistinnen spielten alle Noten zu viert. Die drei Stücke im Programm klangen originell, lustig mit Sopranino und rasend schnell das letzte. Bei Kurt Weills Stück aus „Happy End“ trat Flötistin Ursula Thelen mit dramatischem Sprechgesang auf und wütete überzeugend gegen Johnnys Untreue.
Mit Georg Philipp Telemanns Concerto a-moll ging es barock weiter. Wie einfallsreich dieser vielgereiste und weltoffene Komponist war, war hier zu hören. So verschmolzen französischer Charme und italienische Virtuosität. Mit wechselnden Flöten spielten die Vier ausdrucksvoll die zwei langsamen Sätze, graziös, virtuos und mit perfekter Atemtechnik die zwei raschen Sätze.
Exotik Minimal music hörten die Besucher mit Fulvio Caldinis „Clockwork Toccata“ op.68c. Der früheste Komponist im Programm war Neidhard von Reuental, gestorben 1237, dessen „Schlager“ der lebende Komponist Holger Schäfer arrangierte. Er hat den mittelalterlichen Stil gut nachempfunden. Eine Flötistin betätigte sich mit ihrem Fingerring an der Bassflötenklappe sogar als Percussionistin.
Mit vier Volksliedern aus der Türkei, gesungen von Thelen, endete das Programm. Es war ein Ausflug ins Exotische und hatte Liebe, Sehnsucht und Feldarbeit zum Thema. Mal klang die Musik orientalisch, mal minimalistisch, die Sehnsucht europäisch. Bei der Arbeit auf dem Feld hörte man Blasgeräusche der Bassflöten und frechen Gesang in türkischer Sprache. Alle Achtung. Bei der Zugabe agierte die Sängerin als Clown mit der Diskantflöte – köstlich. Alle wurden mit Beifallsstürmen verabschiedet.