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Hohenloher Kultursommer: Olga Scheps fasziniert im ausverkauften Adolf-Würth-Saal - von Ralf Snurawa, Südwestpresse, 15.07.2014

Das besonders deutlich vorzuführen, dazu nutzte Olga Scheps besonders Frédéric Chopins g-Moll-Ballade, die zu Beginn des zweiten Konzertteils zu hören war. Wunderbar organisch und stringent gelang es der Pianistin herauszuarbeiten, wie sich die musikalische Bewegung aus der Anfangsfigur heraus ausbreitet.
Daneben verstand sie es, den Erzählton dieses von Adam Mickiewicz Gedicht "Konrad Wallenrod" inspirierten Klavierwerk zu unterstreichen. Unglaublich nuanciert gelangen ihr die kantablen Abschnitte. Aufgewühlte Dramatik wie ausgelassen humorvolle Momente stellte Olga Scheps gekonnt selbstverständlich nebeneinander.
Sehr fein wird mit sanftem Anschlag austariert

Pjotr Iljitsch Tschaikowskis "Jahreszeiten"-Zyklus bot ihr davor die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten im feinsinnigen Nuancieren im Kleinen auszuloten. Das zeigte etwa das März-Stück "Lied der Lerche", dessen Kantabile sie sehr fein und mit sanftem Anschlag austarierte, oder das "Herbstlied" genannte Oktober-Stück, in dem Olga Scheps die Vorhaltsnoten seufzend und zart zurückgenommen klingen ließ.
Stark kontrastreich wirkte dies etwa zum vorangegangenen "Jagdlied" mit seinen kraftvollen Hornquinten und Jagdrufimitationen oder zur nachfolgenden pointiert gewitzt wie scherzohaft gespielten "Troika-Fahrt". Ähnliche Gegenüberstellungen gelangen zu Beginn des zwölfteiligen Zyklus. Dem nachdenklich introvertiert gezeichneten "Am Kamin" des Januar-Stückes folgte ein ausgelassener "Carneval", bei dem die Motivarbeit und das klare Herausarbeiten von Betonungen nie unterzugehen drohte. Die "Schneeglöckchen" wurden zum drängend-sehnsüchtigen Duettieren einer hohen und mittleren Stimme.
Mit Franz Schuberts "Wandererfantasie" beschloss die Pianistin das offzielle Programm. Feine dynamische Schattierungen trafen im ersten Teil des im Grunde als viersätzige Sonate angelegten Werks auf zupackend gespielte aufgewühlte Abschnitte. Hervorragend gelangen Scheps dabei die Überleitungen.
Sie wusste danach sehr schön den tragischen Tonfall des Adagio-Teils zu unterstreichen, sodass Momente des Aufhellens noch klarer hervortreten konnten. In der Variante des Themas wurden die Figurationen wundervoll zart über die Melodie gelegt.
Spannungsreich erklang der scherzoartige dritte Teil der Fantasie. Tänzerische Momente und Klangschleier gingen Hand in Hand. Weich getönt war der Trioteil zu vernehmen. In der abschließenden Fuge überwogen dramatischer Ton und spannungsvolles Drängen.
Olga Scheps bestätigte danach mit ihren zwei Zugaben das zuvor Gehörte. Sergej Rachmaninovs D-Dur-Prélude gab sie mit zartem Anschlag den Raum für wunderbar nachvollziehbares musikalisches Entwickeln, ohne sich als Interpretin aufzudrängen. Schwärmerisch, aber nie übertrieben ließ sie Franz Liszts "Liebestraum" folgen. Spätestens da gab es kein Halten mehr für das Publikum im ausverkauften Adolf-Würth-Saal: Es spendete stehend langanhaltend Beifall.