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von der Kulturstiftung

Die Trompete das Singen gelehrt - Hohenloher Zeitung, 8.6.2015 von Tamara Kühner

NEUENSTEIN Ein glockenklarer Trompetenklang erfüllt den Rittersaal von Schloss Neuenstein. Fasziniertes Schweigen, ungläubiges Staunen im Publikum. Und das, nach nur wenigen Tönen aus Gabor Boldoczkis Piccolo-Trompete. Mit fast unwirklicher Präzision lässt er sein Instrument singen, ohne dass man je den Klang einer menschlichen Stimme
vermissen würde. Ob heiter-lebendig oder gefühlvoll-klagend, der großgewachsene Ungar ist zu jeder Zeit Herr über seine kleine Trompete. 

In rasantem Allegro fliegen Boldoczkis Finger nur so über die Ventile, als er zusammen mit dem Südwestdeutschen Kammerorchester Pforzheim Antonio Vivaldis A-Dur Konzert (RV548) zum Besten gibt. Vivaldi hat das Stück ursprünglich für die Soloinstrumente Violine und Oboe komponiert, wobei Boldoczki in diesem Arrangement den Part der Oboe übernimmt. 

Zwiegespräch Trotz hohem Tempo, anspruchsvoller Dynamik und Vivaldis virtuoser Melodieführung, wirkt Gabor Boldoczki zu keiner Zeitangestrengt. Wo vielen Trompetern gerne die Röte ins Gesicht steigt oderSchweißperlen die Stirn zieren, agiert er mit scheinbar großer Leichtigkeit.Sichtbar Spaß hat er im Zwiegespräch mit der Ersten Violine. Dabei lässt er demGeiger Michael Ewers ebenso Raum, mit seinem versierten Saiten-Spiel zu glänzen. Überhaupt präsentiert sich das Südwestdeutsche Kammerorchester Pforzheim unter der Leitung von Timo Handschuh auf hohem Niveau. Mit Giovanni Battista Sammartinis Sinfonia in C-Dur aus dem Jahr 1742 gelingt ihnen ein schwungvoller Auftakt in den Kultursommer-Abend. Die dynamischen Kontraste des Werks arbeitet Handschuh präzise heraus. Das sangliche Thema des zweiten Satzes scheint geradezu im historischen Ambiente des Neuensteiner Schlosses aufzugehen. 

Mit jubilierendem Fanfarenklang eröffnet Gabor Boldoczki das zweite Vivaldi-Stück des Abends: das D-Dur Konzert (RV 230). In waghalsiger Geschwindigkeit gelingen dem Solisten Verzierungen, Intervallsprünge und Dynamik-Wechsel mühelos, während im Larghetto der weiche, gefühlvolle Klang seines Instruments für Gänsehaut sorgt.

Jubel Die spontane Umarmung mit Dirigent Timo Handschuh am Ende des Stücks lässt erahnen, dass nach dem anspruchsvollen Spiel Erleichterung über die gelungene Darbietung einsetzt. Beim Publikum setzt währenddessen frenetischer Jubel und Beifall ein, obwohl das Konzert gerade bei der Hälfte angekommen ist. Kein Wunder also, dass am Ende drei Zugaben fällig werden, bevor die Besucher den Trompetenstar in den lauen Sommerabend entlassen.