Kulturstiftung Hohenlohe

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von der Kulturstiftung

Der Ersatz-Cellist überzeugt - von Ralf Snurawa, Südwestpresse, 30.06.2015

Mit einem frühen Werk von Franz Schubert eröffnen Stephanie Rott (Violine), Catalina Filipescu (Viola) und Wan Yoo (Violoncello) das Konzert im Barocksaal. Mit Hingabe und schön abgestimmt musizieren sie das Fragment gebliebene Streichtrio des 19-jährigen Komponisten. Spannungsreiche Momente bis hin zum klagenden Ton sind genauso zu hören wie espritvolles Spiel und Sinn fürs Gesangliche.
Nicht viel später ist eine weitere Fragment gebliebene Komposition Schuberts entstanden: Zwischen 1817 und 1822 hat er sich an einem Streichquartett in c-Moll versucht. Übrig geblieben sind ein vollständiger Eingangssatz und 41 Takte eines zweiten, langsamen Satzes. Der erste Satz ist im Konzert in Langenburg zu hören. Nach dramatischen einleitenden Tönen besticht dabei vor allem der Violingesang von Karlis Norde. Den vier Musikern - neben Norde die Violinspielerin Mari Suemasa, die Bratschistin Vinciane Vinckenbosch und der Cellist Andreas Schmalhofer - gelingt ein ständig sich wiederholendes, wunderbar kontrastreiches Wechselspiel zwischen Moll-Erschütterung und Melodienseligkeit. Besonders schön gestalten sie mit zurückhaltender Spielweise die Übergänge zwischen diesen beiden Polen.
Seinen großen Auftritt hat danach Andreas Schmalhofer als Solist in Schuberts "Arpeggione-Sonate". Kurzfristig sprang er für seinen Lehrer Julius Berger ein. Schmalhofer gelingt es, das teilweise enttäuschte, weil auch wegen Julius Berger erschienene Publikum durch seine stark aufs Gesangliche ausgerichtete Interpretation für sich einzunehmen. Dies zeigt der lang anhaltende Beifall am Ende.
In allen drei Sätzen entstehen in der Fassung für Cello solo und Streicher von Achim Fiedler Gegenüberstellungen zwischen empfundenem Intonieren und gewitztem Figurieren oder auch spannungsvollen Abschnitten. Inniger Cellogesang trifft auf Seufzerfiguren, wiegende Melodien oder espritvoll federnde Läufe.
Ähnliche Kontraste, wenn auch mit weiter geschwungenen Melodiebögen, erklingen in Johannes Brahms’ B-Dur-Streichersextett. Neben der wunderbar warmen Tongebung besticht das verdichtete Zusammenspiel. Die Musiker arbeiten hervorragend heraus, wie die Motive durch die Stimmen wandern. Entschieden im Ton und ein wenig sogartig gerät danach die Chaconne. Um den Kontrast im dritten Satz zwischen Scherzo und Trio zu verstärken, wählen die Musiker ein sehr zurückhaltendes Tempo.
Sehr liedhaft erklingt das Schlussrondo. Recht homogen wirkt dabei das ständige Wechselspiel der Stimmführung zwischen den beiden Dreiergruppen: zwei Violinen und eine Viola - Adela Bratu, Anna Marila und Vinciane Vinckenbosch - gegen zwei Celli und eine Viola - Wan Yoo, Andreas Schmalhofer und Catalina Filipescu.