Kulturstiftung Hohenlohe

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Aktuelles

von der Kulturstiftung

Melodisch, aber auch mollgetrübt - von Ralf Snurawa, SWP, 5.6.2018


Ein wenig an den Rand gedrückt werden Werke Boccherinis und Mozarts vom Eröffnungskonzert des Hohenloher Kultursommers.

Das „Moo-Zart“-Eis zum vom Landratsamt ausgerichteten Empfang
im Hof des Kirchberger Schlosses nach dem Eröffnungskonzert erfreute
sich großer Beliebtheit bei den Besuchern. Der Landkreis ist neben dem
Hohenlohekreis und den in beiden Landkreisen vertretenen Sparkassen
Hauptunterstützer des Hohenloher Kultursommers.

Einen Tag nach der eigentlichen Eröffnung des Musikfestivals auf
Schloss Neuenstein war heuer die Premiere in Kirchberg. Zu hören war die
Flötistin Christiane Meininger mit dem Alinde-Quartett mit Werken von
Luigi Boccherini, Ludwig van Beethoven und Wolfgang A. Mozart.

Durch die Streichquartette von Beethoven, das sogenannte
„Harfenquartett“ op. 74, und Mozart, das späte D-Dur-Werk KV 575, kam es
musikalisch indes zu einer Gewichtung zuungunsten der Flötenwerke.
Boccherinis Es-­Dur-Flötenquintett op. 17 Nr. 6 bot den Zuhörern ein mit
gesanglicher Intensität ausgestaltetes Melodieren. Ebenso
arienhaft stand dem ein energiegeladenes Rondo in schnellem Tempo gegenüber.

Zeigte sich bereits hier, dass es den Mitgliedern des
Alinde-Quartetts hervorragend gelungen war, Flötistin Christiane
Meininger in den wunderbar durchsichtig klar wirkenden Ensembleklang zu
integrieren, wurde dieser Eindruck später mit Mozarts Flötenquartett in
D-Dur KV 285 unterstrichen.

Leicht und luftig wirkten dabei die Ecksätze im schnellen Tempo. Der
Flötistin gelangen im Eingangssatz schön federnde Staccato-Folgen,
während das Schluss- Rondeau vor Spiellust sprühte. Zum ausdrucksvollen
Flötengesang mit serenadenhaft gezupfter Streicherbegleitung geriet der
langsame Mittelsatz.

Eine klangliche Erleichterung


Gegenüber Mozarts D-Dur- Streichquartett wirkte dieses Flötenquartett
wie eine klangliche Erleichterung. Zwar besticht der Beginn durch
Schlichtheit, doch Mozart hatte dafür einen eher erzählerischen Tonfall
und kein elegantes Verzieren der Melodie gewählt. Das setzte sich im
langsamen Satz fort. Sanft und zögerlich vorantastend wirkte manches in
der Interpretation des Quartetts. Als Nachklang des Beethoven-Quartetts
erschien der Menuettsatz. Denn bei diesem „Gespräch“ zwischen den
Instrumenten hoben die vier Musiker die Betonungen besonders hervor.

Beethovens Es-Dur-Streichquartett op. 74 erklang am Sonntagabend im
Rittersaal anstelle von Mozarts frühem B-Dur-Werk KV 172. Die
Interpretation der vier Musiker fesselte: Spannungsreich gerieten ihnen
fast alle Sätze. Der Eingangssatz bot bisweilen zart geheimnisvolle
Momente, die auf den langsamen Satz vorauswiesen. Schön geriet das
Wandern der Melodie durch die Stimmen, aber auch das mollgetrübte,
nachdenkliche Innehalten.

Aggressiv ausgeführte schnelle Figuren bestimmten den aufgewühlt
klingenden Presto-Satz mit seinen spitzen Betonungen. Die
Gegenüberstellung von geschärften Staccato-Figurationen und
sanft-gesanglichem Spiel ließ den finalen Variationensatz zu einem
Erlebnis werden, an dessen Ende geheimnisvolles Saitenmurmeln auf ein
furioses Schluss-Unisono traf.

Friedrich Schwindl als Zugabe


Für den lang anhaltenden Beifall bedankten sich die Musiker mit einem
elegant klingenden Quintett von Friedrich Schwindl, einem Haydn- und
Mozart-Zeitgenossen, als Zugabe – heute eine Rarität, früher stark in
Mode.