Kulturstiftung Hohenlohe

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von der Kulturstiftung

Von Technobeat bis Mozart-Menuett - von Ralf Snurawa, Südwestpresse, 3.7.2018

Ein Konzert für Jung und Alt: „Spark – die klassische Band“ sorgte am
Sonntagabend im Barocksaal des Langenburger Schlosses nicht nur für ein
fast ausverkauftes Konzert, sondern auch für Beifallspfiffe und
spontane Zurufe aus den Stuhlreihen. Und hätten die Veranstalter des
Hohenloher Kultursommers die Stühle weggelassen, vielleicht wäre auch
getanzt worden. Denn den Tanz zwischen Technobeat und Mozart-Menuett
hatte sich das Ensemble auf die Fahnen geschrieben.

Kräftiger Tonfall bestimmte gleich zu Beginn Michael Nymans „In Re
Don Giovanni“. Mozarts barock anmutende Klaviersuite hatte das Ensemble
im Folgenden aufgenommen und gleich mit einer Gigue von Max Reger aus
dessen zweiter Cellosuite verquickt. Dabei fügten die Musiker noch die
berühmte Tanzszene aus der Mozart-Oper an: eine Collage von höfischem
Menuett und dem damals weiter unten stehenden Gesellschaftsschichten
zugeordneten Kontratanz und einem deutschen Tanz.

Erst zart, dann wild

Es schien, als hätte Mozart vorausgeahnt, dass dies für „Spark“ wie
gemacht sein würde. Das Menuett wurde recht elegant von Christian Fritz
den Klaviertasten entlockt. Den Kontratanz samt Saitenstimmen übernahmen
Violinspieler Stefan Balázsovics und Cellist Victor Plumettaz und den
deutschen Tanz die beiden Blockflötisten der Gruppe, Andrea Ritter und
Daniel Koschitzki.

Momente zwischen zartem Innehalten und wildem Rhythmusrausch konnten
die Zuhörer im Weiteren erleben. Ausgelassen war Lev Zhurbins,
Klezmermusik zuzuordnender „Budget Bulgar“ zu hören. Tayfun Erdems
„Dance of the Two Flowers“ gaben sich Stefan Balázsovics und Daniel
Koschitzki, diesmal auf der Melodika, hin. Fast ein wenig
selbstvergessen ertönte das „Lamento di Tristano“ aus Andrea Ritters
Tenorblockflöte.

Sinn für sinnliche Klangfülle entfaltete das ungewöhnliche Quintett
zu Cole Porters „Begin the Beguine“, gefolgt von effektvollen Klängen zu
Victor Plumettaz‘ mitreißend gespieltem „Scotch Club“. Vom Cellisten
war noch mit „The Last Step“ eine kompositorische Auseinandersetzung mit
Georg Friedrich Händels d-Moll-Sarabande zu hören. Sie mündete in
Sebastian Bartmanns für „Spark“ komponiertem „On the Dancefloor“.

Als es um das Nachahmen von sich wiederholenden und immer schneller
werdenden Tönen ging, klang das Zusammenspiel der fünf Musiker perfekt
aufeinander abgestimmt und packend inszeniert. Inniger klang dagegen die
„Dancing Queen“ von Abba, vielleicht auch wegen der nachfolgenden
Tonschärfe von Maurice Ravels „Rigaudon“ aus dem „Tombeau de Couperin“.

Klangliche Attacken

Dass die beiden Blockflötisten des Öfteren bisweilen kleine Attacken
gegen das Trommelfell wagten, unterstrich später noch einmal Gordon
Jacobs Tarantella. Weitaus angenehmer wirkten da die beiden
Gershwin-Preludes, derer sich Christian Fritz annahm: einmal als
wundervoll die Bluestöne herausstellendes Lullaby, einmal verspielt
klingende Akzentsetzungen. Oder das gesamte Ensemble nahm sich etwa
Nymans „Vermeer‘s Wife“ zum Film „A Zed and Two Noughts“ an und
entfaltete einen für Minimal Music typischen ruhigen Sog.

Erst nach zwei Zugaben – Roma-Melodien und Fazil Says „Kumru“ (Taube) – ließ das begeisterte Publikum „Spark“ dann gehen.