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Hohenloher Kulturstiftung (Druckversion)

Aktuelles

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von der Kulturstiftung

Der Saitensänger - von Ralf Snurawa, 2.7.2014 Haller Tagblatt

Für seine 19 Lebensjahre erweist sich der in Arizona lebende Gitarrist Augustus Woodrow-Tomizuka am Freitagabend als ungemein abgeklärt agierender Interpret. Ruhig im Ton gibt er zu Beginn ein Toccaten-artiges Es-Dur-Präludium BWV 998 von Johann Sebastian Bach wieder. Die a-Moll-Suite mit dem Beinamen "Linfidèle" von Silvius Leopold Weiss erklingt empfunden und mit Eleganz.
Das "Entrée" spielt Woodrow-Tomizuka gesanglich und zart. Dabei gestaltet er Verzierungen sehr klar. Noch feinsinniger werden sie in der ausdrucksstark gespielten Sarabande. Etwas kräftiger im Ton, aber immer noch tänzelnd sind danach Menuett und die nuancenreich schattierte "Paysanne" zu hören.
Anklänge an die Musik Rossinis bringt im Anschluss Mauro Giulianis "Grande Ouverture" in A-Dur. Nach einer langsamen Einleitung geht Woodrow-Tomizuka den schnellen Hauptteil mit Witz und Esprit an. Dramatische Momente sind eher verhalten zu vernehmen.
Nach Barock und Klassik - und einem hörbar erleichterten Durchatmen - widmet sich der Gitarrenvirtuose Werken südamerikanischer Komponisten. Er beginnt mit vier Werken von Heitor Villa-Lobos, die sein technisches Können nicht minder fordern als die Giuliani-Ouvertüre. Dem ersten Prélude verleiht Woodrow-Tomizuka einen fein austarierten sehnsuchtsvollen Ton.
Drei Werke aus der Sammlung der zwölf Etüden für Gitarre folgen: Zurückgenommen kraftvolle tänzerische Momente treffen auf warme Tönungen und packende Fingerquälereien.
Nachdem schon vor der Pause erste Bravo-Rufe aus dem Publikum im Rittersaal des Vellberger Schlosses zu hören waren, verdichten sie sich im lang anhaltenden Beifall am Ende des Konzerts. Vorausgegangen sind leidenschaftliche, mit viel Sinn für Klang interpretierte Werke von Turina, Assad und Piazzolla.
Ohne die Gesamtstruktur von Joaquín Turinas "Soleares" aus der "Homenaje a Tárrega" aus den Augen zu verlieren, widmet sich Woodrow-Tomizuka klar ausgespielten Details. Das setzt sich zu Sérgio Assads 2012 komponiertem dreisätzigen "Sandys Portrait" fort, etwa bei der zarten Flageolettfolge im Prélude, der sanfter Saitengesang folgt.
Beinahe jedem Ton scheint der Interpret in der Passacaglia nachzuspüren, abgelöst von heiter-abgeklärten Läufen, die wieder in die Anfangsstimmung münden. Wiederum tänzelnd - und damit auch noch einmal an Bach und Weiss anknüpfend - wirkt der Ausdruck des weich gezeichneten Toccata-Satzes.
Zwei Sätze aus Astor Piazzollas Jahreszeitenzyklus beschließen das Konzert. Energisch, aber kultiviert eröffnet Woodrow-Tomizuka den "Otono Porteno". Mit viel Gefühl gestaltet er das zweite, traurig-melancholische Thema. Sehnsüchtig erscheint es im "Primavera Portena", umschlossen von schweifend-gewitzten Figuren, die von entschiedenen Rhythmus-Betonungen durchbrochen sind.

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