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Hohenloher Kulturstiftung (Druckversion)

Aktuelles

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von der Kulturstiftung

Schwanensee und mehr - von Renate Väisänen, Hohenloher Zeitung, 20.7.2018

Als am ersten Januar 1883 in Öhringen die Oberamtskasse gegründet wurde, sollte Peter Iljitsch Tschaikowsky noch elf Monate zu leben haben. Dann starb er an den Folgen des Genusses von unabgekochtem Wasser im Alter von nur 53 Jahren in Sankt Petersburg. Freud und Leid hätten in diesem Jahr eng beieinander gelegen, meint Werner Siller in seiner Ansprache an die rund 180 Gäste im Foyer der Künzelsauer Sparkasse.

„Diese Verbindung, diese 125 Jahre, war uns Anlass für die traditionelle Ausstellung des Hohenloher Kultursommers in unserem Jubiläumsjahr“, erklärt der stellvertretende Vorsitzende der Sparkasse Hohenlohekreis die Beweggründe, sich in der diesjährigen Ausstellung dem berühmten russischen Komponisten zu widmen. Exponate Ganz im Sinne des Titels „Schwanensee und mehr“ sind zahlreiche Exponate zu Leben und Werk des Komponisten in den Räumen der Traditionsbank zu besichtigen und zwei Exemplare der klassischen weißen Tutus, wie sie das Corps de ballet in „Schwanensee“ auf der Bühne trägt.

Bevor Wolfgang Glaab, der zweite Vorsitzende der Tschaikowsky-Gesellschaft, das Leben des Komponisten beleuchtet, gewährt das Kammerensemble der Würth-Philharmoniker den Gästen der frühabendlichen Veranstaltung einen musikalischen Einblick in die Seele des Künstlers: Mit dem Adagio molto in Es-Dur für Streichquartett und Harfe bringen Martin Panteleev (erste Geige), Alexander Affanassiev (zweite Geige), Peter Menyhart (Bratsche) und Dima Tsipkin (Violoncello) dem Publikum ein Frühwerk des russischen Komponisten zu Gehör.

Zu den samtig homogenen Streicherklängen von ergreifend warmer Note, die mit einem immerwährenden Anflug von anmutiger Melancholie und verhaltener Todessehnsucht einhergehen, gesellt sich – wie aus himmlischen Sphären herabschwebend – die Harfe, gespielt von Ekaterina Afanasieva, und vermag etwas von der Schwere der im irdischen Leid verharrenden Saiteninstrumente zu nehmen. Schwere, von der auch das Leben des Komponisten geprägt war: Zunächst erfahren die Gäste durch Tschaikowsky-Experte Glaab Details über die behütete Kindheit des literarisch wie musikalisch begabten kleinen Peters. Dieser wurde von seiner Gouvernante zärtlich „le petit Pouchkine“ (der kleine Puschkin) genannt, und seine ersten musikalischen Erfahrungen machte er mit seinem geliebten Orchestrion, dessen Melodien er auf dem Klavier nachspielte.

Neigungen Menschlich nahe bringt Glaab auch den erwachsenen Peter, der – wie damals nicht anders denkbar – seine homosexuellen Neigungen verbergen musste und deswegen unter depressiven Verstimmungen litt. In Wort und Bild veranschaulicht der Referent, wie der Komponist seine letzten Jahre zurückgezogen in seinem Landhaus lebend Freude an der Naturbeobachtung gehabt hätte. Und dass der gelernte Jurist eine nahezu manische Pilze-Sammel-Leidenschaft entwickelt hätte.

Auswahl Leidenschaft und Sentiment des Komponisten ist auch der Stückeauswahl eigen, mit dem das Kammerensemble im Anschluss dem Publikum einen Eindruck vom Werk des russischen Romantikers verschafft. Und elegisch muss es auch nicht immer zugehen: Mit dem temperamentvollen Trepak aus der „Nussknacker-Suite“ beendet das Streichquartett den musikalischen Ausflug in die Welt des „Schwanensee“-Komponisten.

Doch bevor es bei Wein und Häppchen in die Ausstellung geht, lassen es sich die Besucher nicht nehmen, den Kammermusikern, die sich mit ihren feinsinnigen wie leidenschaftlichen Vorträgen und ihrer Virtuosität in die Herzen ihrer Zuhörer gespielt haben, noch eine Zugabe abzufordern.

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