Kulturstiftung Hohenlohe

Seitenbereiche

Seiteninhalt

Presseinformationen

Trauer, Spott und Bitte um Frieden - von Ralf Snurawa, 30.8.18 Südwestpresse, 31.8.18 Hohenloher Zeitung

SCHWÄBISCH HALL
Vor 400 Jahren begann mit dem so genannten Prager Fenstersturz einer
der grausamsten Kriege in Europa: der Dreißigjährige Krieg. Angesichts
seiner Dauer und Heftigkeit fand er Widerhall auch in künstlerischen
Werken.

Arno Paduch, der Leiter des Johann Rosenmüller Ensembles hatte mit einigen Kompositionen
im Zusammenhang mit diesem Krieg ein Programm zusammengestellt. Für eine
Aufführung beim Hohenloher Kultursommer benötigte er aber einen Chor.
So kam es zur Zusammenarbeit mit dem Hohenloher Kammerchor und seiner
Leiterin, Johanna Irmscher. In der Stiftskirche der Großcomburg
präsentierten die Musiker das Ergebnis. Mahnende Werke, Bitte um
Frieden, Trauergesang, aber auch ein Spottlied auf den Feind bestimmten
das Konzert, das mit Werken von Heinrich Schütz eröffnet wurde. „Der
Herr sprach zu meinem Herren“ brachte schön abgestimmte Wechsel zwischen
den Gesangssolisten und dem Chor. Wunderbar gelang den Chorsängern dann
in „Verleih uns Frieden genädiglich“ der erregte Tonfall zu „der für
uns könnte streiten“.

Obrigkeit
Etwas ruhiger wirkte danach „Gib unsern Fürsten und aller Obrigkeit
Friede“. Die Vertonung derselben Texte durch Andreas Hammerschmidt und
deren Aufführung kurz vor Ende des Programms bot dem zahlreich
vertretenen Publikum in der Stiftskirche am Sonntagabend einen
interessanten Vergleich. Denn Hammerschmidts Vertonung wirkt entgegen
des Schützschen an der Spätrenaissance orientierten Stils eher
frühbarock. Darüber hinaus wählt er zu „der für uns könnte streiten“
ebenfalls einen erregteren Tonfall, betont aber später mehr die
„Gottseligkeit“ und erreicht durch Wiederholung von „Verleih uns
Frieden“ einen stärker bittenden Ton. Fast schon apart wirkte dazwischen
die A-Cappella-Wiedergabe von Schütz’ „Das ist je gewisslich wahr“,
1630 auf Johann Hermann Scheins Tod komponiert. Der Hohenloher
Kammerchor sang ausgesprochen nuanciert, etwa, wenn es um das
Herausstellen von Kontrasten ging: hier das betonte „Dass Christus Jesus
kommen ist in die Welt“, dem ein weich intoniertes „die Sünder selig zu
machen“ nachfolgte.

Ungewöhnlich wirkte der reine Chorgesang auch durch die ihn umgebenden Stücke in
solistischer Vokalbesetzung und mit instrumentaler Begleitung. Voraus
ging Scheins „Der Herr hat mich verlassen“, mit großer Intensität vom
Johann Rosenmüller Ensemble aufgeführt wie Andreas Dübens „Bonum
certamen certavi“. Die Musiker brachten den Trauergesang auf den
Schwedenkönig Gustav II. Adolf wunderbar getragen vor.

Niederlage
Ein riesiger Gegensatz dazu war im Konzert etwa Johann Sixt von
Lerchenfels Spottlied „Victoriosi Duces“ auf die protestantischen Böhmen
und ihre Niederlage gegen die katholische Liga in der ersten Phase des
Dreißigjährigen Krieges. Man hätte sich die Interpretation noch
gewitzter und vor allem spöttischer vorstellen können.

Am Ende der klangfarbenreichen Ausgestaltungen der Werke dieses Konzerts stand
Johann Hildebrands „Ach Gott! Wir haben’s nicht gewusst, was Krieg für
eine Plage ist“. Tenor Manuel König gestaltete den verinnerlichten
Abgesang ausdrucksstark und ergreifend. Das zeigte auch der folgende
lang anhaltende Beifall für alle Ausführenden.