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Hühnergeschrei und Schelmengeschichten - von Ralf Snurawa, Südwestpresse, 11.09.2018

Auch in Crailsheim, meint Paul Maars heutiger Nasreddin Hodscha,
kommen keine großen Männer zur Welt: nur kleine Kinder. Mit dieser Art
von Witz konfrontierte der Kinderbuchautor Paul Maar bei einer
Veranstaltung des Hohenloher Kultursommers im Rathaussaal sein Publikum.
Der eigentlich als Perkussionist bekannte Murat Coskun schlüpfte in Paul
Maars wie auch in den traditionell überlieferten Geschichten über
Nasreddin Hodscha in die Rolle Nasreddins. Das war besonders dann
interessant, wenn Ibrahim Sarialtin die Rolle Maars als Vorleser und
Erzähler in türkischer Sprache übernahm und Coskun den Nasreddin auch
auf Türkisch sprach.
Lustig fand dies Paul Maar vor allem in der
Geschichte über einen Freund Nasreddins, der dessen Esel ausleihen
wollte. Das Tier sei gerade nicht da, wehrte Nasreddin ab. Doch dann war
es aus dem Stall zu hören, und der Freund wies Nasreddin darauf hin. Ob
er eher einem Esel als seinem Freund glaube, lautete die empörte
Rückfrage. Interessant zu hören: Während der Esel bekanntermaßen mit
„I-ah“ wiedergegeben wird, ist das im Türkischen umgekehrt: „A-ih“.   

Eine weitere lustige Geschichte war jene um die Wettsucht Nasreddins,
die den Sultan dazu brachte, ihm mit heruntergelassenen Hosen sein
„hochwohlgeborenes Gesäß“ zu zeigen, eine andere über den ertrinkenden
Wucherer, der die helfende Hand von Nasreddins Freunden ausschlägt, weil
sie ihm zuriefen: „Gib uns deine Hand!“ Nasreddin aber rief: „Nimm
meine Hand!“ Denn der Wucherer nehme nun einmal lieber, als dass er
gebe.
Paul Maar steuerte einige wenige seiner kurzen Geschichten
über den Nasreddin der heutigen Zeit bei, so über die aufbackbaren
Brötchen. Nasreddin riet: „Für 30 Minuten bei 200 Grad in den Ofen.“
Daran hielt sich sein Freund und rief ihn dann an, dass sie verkohlt und
völlig hart seien. Und Nasreddin antwortet: „Genau wie bei mir!“
Umrahmt wurden diese Geschichten von mittelalterlichen Musikstücken und
türkischen Liedern. Letztere wie „Uzun ince bir yoldayim“, „Sinanay“
oder „Gurbet bana ben gurbete alistim“ wurden von Ibrahim Sarialtin mit
Hingabe gesungen, der dazu die Baglama (Saz) spielte und von Murat,
Malika und Yaschar Coskun auf Rahmentrommeln sowie von der Capella
Antiqua Bambergensis begleitet wurde – das sind Thomas Spindler
(Darbuka), Anke Spindler (Nyckelharpa), Wolfgang Spindler (Portativ) und
Andreas Spindler (Flöte). Auch Murat Coskun war mit seinen beiden
Kindern als Sänger zu hören. Yaschar (14) und Malika (13) griffen
abwechselnd zum Akkordeon, einer Rahmentrommel oder einem
Schellentamburin und sangen ebenso Lieder wie „Nazar eyle“, „Daglar
gibi“ oder „Üsküdar“.
Die Capella Antiqua Bambergensis spielte daneben zarte Harfentöne wie „La Rosa enflorece“ oder krächzendes
„Hühnergeschrei“ auf Schalmeien. Mitreißend tänzerisch gespielte Stücke
rahmten das Konzert ein. Andreas Spindler intonierte auf dem Dudelsack
den „Danse Real“ und „Los set gotxs“, zu dem auch Paul Maar zum Tamburin
griff. Es gab lang anhaltenden Beifall vom begeisterten Publikum.
 

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