Seite drucken
Hohenloher Kulturstiftung (Druckversion)

Presseinformationen

Presseinformationen

Blütenlese und Jugendsünden - von Leonore Welzin, 14.06.2016, Heilbronner Stimme

Klassische Raritäten, unbeschwerte Jugendwerke und eine
Neuentdeckung: Eine sinfonische Blütenlese von fünf Komponisten überreicht das
Württembergische Kammerorchester dem Publikum des Hohenloher Kultursommers
unter dem Titel "Leidenschaften einer Gärtnerin". Mozarts „La finta
giardiniera" ("Gärtnerin aus Liebe"), respektive die Sinfonie
D-Dur (ein aus der Ouvertüre dieser Opera buffa entstandenes Pasticcio) sowie
Haydns Sinfonie in f-Moll, später "La Passione" genannt, rahmen das
Programm und stehen für den Titel Pate. 

Zwischen der Wiener Klassik erblüht jeweils ein Werk aus
Italien (Rossinis Sonate Nr.1 G-Dur), aus Frankreich (Jansons Konzert für
Violoncello und Orchester D-Dur) und England (Brittens "Simple Symphony’’).
Am Pult steht der Dirigent, Pianist und Cellist Peter Tilling, der kurzfristig
für den erkrankten Ruben Gazarian einspringt. 

Leichtigkeit
Mit Spannung erwartet wird der in München geborene Cellist Valentin Radutiu. Er
holt ein unbekanntes Gewächs aus dem Schatten der Musikgeschichte: das Cello-Konzert
(1780) von Jean-Baptiste Janson, das im Zentrum des Programms steht. So
vertraut wie der Komponist seinerzeit mit dem Cello war, ist es auch Radutiu,
der mit beschwingter Leichtigkeit den melodischen Reichtum zum Leben erweckt
und die spieltechnische Raffinesse souverän zur Geltung bringt. Scheint er in
delikaten Solopartien mit dem samtig warmen Klang seines Instruments zu
verschmelzen, beflügeln druckvolles Spiel sowie Augen-Kontakte zu Dirigent und
Konzertmeister die Dynamik der Interaktion. Herzlicher, anhaltender Applaus für
den kurzen Gastauftritt des mehrfach ausgezeichneten 30-jährigen Solisten. 

Peter Tilling stürzt sich mit Elan in das Jugendwerk
Mozarts, zeichnet mit dem Taktstock Vignetten in die Luft, dass es eine Freude
ist. Wie bereits bei der "Maimusik" spielt das WKO in deutscher
Aufstellung, was dem Dirigenten buchstäblich Profil gibt, da er sich im
180-Grad-Radius mal zu den Ersten Geigen nach links, dann zu den Zweiten nach
rechts dreht. Während die Bratschen für Rossinis „Jugendsünde", wie er
sein Werk im Nachhinein stilisierte, das Feld räumen, kitzeln die Violinen
abwechselnd zarteste Pizzicati aus den Saiten, in die die mittig platzierten
Tieftöner einstimmen. Gleicht Rossinis Moderato einem duftigen Schmetterlingsballett,
nimmt das Rondo Allegro mit Strichen scharf wie Peitschenhiebe Fahrt auf. 

Das ist ein schöner Vorgeschmack auf das virtuose Zupfen
im zweiten Satz von Benjamin Brittens "Simple Symphony", die zwar
zeitlich aus dem Rahmen der Klassik fällt, mit dem unbefangenen Duktus aber den
Bezug zu Mozarts und Rossinis Frühwerken herstellt. Die vier Sätze Boisterous
Bourree (ungestümes Bourree), Playful Pizzicato (spielerisches Pizzicato),
Sentimental Sarabande (gefühlvolle Sarabande) und Frolicsome Finale
(ausgelassenes Finale) bezaubern mit einfachen Kinder-Themen. 

Tillings Dirigat strotzt vor Energie, setzt auf Kontraste
von aufwühlender Dramatik und entspannt sich nach ekstatischen Höhepunkten in
lyrischen Ebenen. Diese Klangopulenz kommt Haydns "La Passione"
entgegen. Das Finale wird von den 400 Hörern im Rittersaal mit heftigem Applaus
und wildem Fußgetrappel gefeiert.

http://www.hohenloher-kultursommer.de//de/kontakt/presseinformationen