Kulturstiftung Hohenlohe

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Presseinformationen

"Von Lebenslust und Liebesgunst" - von Nina Piorr, Hohenloher Zeitung, 2.9.19

Ausdrucksstark, virtuos und von sprühender Lebendigkeit: Mit musikalischer Finesse und stimmlicher Brillanz verflechten die weißrussische Pianistin Tatjana Karpouk sowie der Rezitator Henning Westphal perlend-romantische Klavierwerke und galant-skandalöse Texte zu einem regelrecht musikalisch-literarischen Gesamtkunstwerk. Bei ihrem Kultursommerkonzert „Galant-pikante Geschichten – Boccaccio und Balzac“ im herrlichen Ambiente von Schloss Aschhausen begeistern beide Künstler die kleine Zuhörerschaft.
Ausdruck Der französische Romancier Honoré de Balzac (1799-1850) hat sich niemand Geringeres als Giovanni Boccaccio (1313-1375) zum literarischen Vorbild erwählt. Mit seinen „Tolldreisten Geschichten“ über die gehobene französische Gesellschaft des späten Mittelalters knüpft er an dessen berühmte Novellensammlung „Decamerone“ an. So schildert Balzacs Erzählung „Die schöne Imperia“ die überaus diesseitsbetonte Lebenslust der Geistlichen während des Konstanzer Konzils von 1414 bis 1418. Mit seiner unerschöpflichen Ausdruckskraft lässt der studierte Kieler Germanist und Historiker Westphal das liebestolle „Pfäfflein“, das die schöne Imperia zu erobern vermag, nahezu lebendig vor Augen treten.
Dank seiner beeindruckenden Stimmenimitation verleiht der ausgebildete Sprecher und Erzähler den verschiedensten Charakteren und ihren Emotionen gekonnt Ausdruck. Karpouks schwelgerisch-verträumte Interpretation von Edward Elgars „Salut d’amour“ mit den verspielt-perlenden Arpeggien oder Camille Saint-Saëns’ majestätisch dahingleitender „Le cygne“ (zu Deutsch: der Schwan) runden die von drastischer Sprachgewalt zeugende Geschichte harmonisch ab. Das emotionsgeladene Zusammentreffen zwischen dem jungen Priester und seiner Angebeteten fängt Karpouk mit Chopins aufgewühltem „Fantaisie-Impromptu“ ein.
Feingefühl Gleichermaßen beeindruckt Karpouks in sich ruhende, mit Feingefühl und großer Ausdruckskraft vorgetragene Interpretation von Chopins „Nocturne Es-Dur“. Daran schließt Westphal Boccaccios Novelle vom „Nonnengärtner“ an: Als Taubstummer getarnt erschleicht sich dieser die Liebesgunst der Nonnen eines Klosters. Nicht zuletzt Westphals ansprechende Gestik und Mimik spiegeln die unerhörte Begebenheit dieser Novelle. Anatoli Ljadows in großer Tonhöhe angesiedeltes, an eine Spieluhr erinnerndes Klavierwerk „Une tabatière à musique“ sowie Franz Liszts bewegtes „Un sospiro“ lassen Westphals ausdruckstarke Artikulation nachklingen. Mit Novalis’ „Hymne“ aus den „Geistigen Liedern“ zu Karpouks träumerischen Interpretation von Jules Massenets „Méditation“ als Zugabe bezaubern die Künstler noch ein weiteres Mal.