Kulturstiftung Hohenlohe

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Presseinformationen

Höchste musikalische Qualität - von Margit Schwandt, Fränkischer Anzeiger, 16.08.2018

Bernstein kam im August 1918 in Lawrence in Massachusetts zur Welt, bald jährt sich sein 100. Geburtstag – Anlass für Marcus Meyer, den Organisator des Hohenloher Kultursommers, bekannte amerikanische Melodien auf die Bühne zu bringen. Im Konzertsaal des Schlosses musizierten Benjamin Rick (Gesang), Amy Lungu (Violine) und Christoph Weinhardt (Flügel) berühmte Broadway-Melodien. Und so startete die bunte Musical-Revue mit John Kanders „Cabaret“ und hieß das große Konzertpublikum aufs herzlichste „Willkommen, bienvenue, welcome!“.

Ein Medley aus Lenny Bernsteins „West Side Story“ interpretierte die aus Rumänien stammende Geigerin schwungvoll und mitreißend. Gefühlvoll, ja zärtlich sang sich der klassisch-lyrische Tenor mit dem  „Maria-Song“  in die Herzen der
Zuhörer – stets exzellent begleitet von Christoph Weinhardt am neuen Konzertflügel.

Die jungen Künstler führten zudem geschickt durch die Welt der Musicals, von „Miss Saigon“ über „Beauty and the Beast“ hin zu „Mary Poppins“ und dem ach so zungenbrecherischen Supercalifragelisticexpialigetisch. Souverän und temperamentvoll interpretierte Christoph Weinhardt „Drei Preludes“ von George Gershswin. Und das Trio hatte eine Fülle an weiteren bekannten Musical-Melodien im Repertoire, unter anderem von Andrew Lloyd Webber (Auszüge aus dem Sunset Boulevard), Irvin Berin („Puttin‘ on the Ritz“) oder Harlon Arlen („Over the rainbow“). Ein toller, unterhaltsamer Auftakt im historischen Musiksalon!

Das Sälchen in der Dörfler-Galerie hatte sich in diesem Jahr ebenfalls als wahrer Publikumsmagnet entpuppt: Unter dem Motto „The Sound of America – At The Movies“ musizierte das Duo Panoforte. Filmmusiken waren zu hören, dazu „Claire de lune“ von Claude Debussy und sechs rumänische Volkstänze von Béla Bartók.

Die Panflöte, wie er sie spiele, komme aus Rumänien, so der Interpret Ulrich Herkenhoff, ursprünglich habe man darauf „Lokalfolklore“ gespielt. Aus einer Röhre könnten verschiedene Töne durch unterschiedliche Blastechniken erklingen, und er demonstrierte zudem das Erzeugen von Halbtönen durch Schräghalten des Instrumentes: Damit ist es möglich, alle Tonarten zu spielen. Nach der sentimentalen Themenmelodie zum Film „Ladies in Lavender“ meinte man auf samtigen Pfoten den „Pink Panther“ anschleichen zu hören, geschmeidig, witzig, hintergründig.  Für die optimale Grundstimmung sorgte Felix Romankiewicz am Bechstein-Flügel, gerade bei der Sirba, einer typisch rumänischen Tanzmusik verarbeitet in der Filmmelodie „Der große Blonde mit dem schwarzen Schuh“, mit dem sich das grandiose Duo eigentlich verabschieden wollte. Doch das Publikum erklatschte sich zwei Zugaben: So gab es rumänische Zigeunermusik auf der Basspanflöte und zum Abschluss „Migration“ – von Alexandre Cellier, mit dem Herkenhoff regelmäßig zusammenarbeitet und musiziert.

Beide Künstler sind international gefragt: So liegt Ulrich Herkenhoffs Schwerpunkt auf der Filmmusik, zudem möchte er die Panflöte als Konzertinstrument etablieren, während Felix Romankiewicz 2002 den „Deutsch-Japanischen Dialog“ ins Leben rief, international konzertiert und komponiert.

Der Wall hin zum Schloss verwandelte sich zur Flaniermeile für die Konzertbesucher, wo man während der gut einstündigen Pause bis zum Hauptkonzert mit herrlichem Blick ins Frankenland verweilen und Einkehr halten konnte. Die Flugschau der Falknerei zog ebenfalls etliche Besucher in ihren Bann und so mancher blieb im Schlosshof, ließ sich gefangen nehmen von den beeindruckenden Gebäulichkeiten und ihrer Geschichte, fand sich wieder in anregenden Gesprächen bei einer guten Tasse Kaffee und leckerem Schlosscafé-Gebäck.

Schattenplätze waren im ausverkauften Schlossinnenhof besonders gefragt, beim finalen Höhepunkt des Konzertnachmittags mit „The Sound of America – Swinging Bernstein“. Das Brass Sextett Ensemble Clas-sique  nahm das Publikum mit auf die Reise in die Klangwelt Amerikas in den 1920er und 30er Jahren. Mit „Hello Dolly!“ begrüßten die sieben in dunklen Anzügen gekleideten Herren ihr Publikum – um mit Auszügen aus „The Mass“ von Lenny Bernstein anschließend in das Werk des Jubilars einzustimmen.

Jackie Kennedy hatte ihm den Auftrag für das Musiktheaterstück gegeben – es war Teil der Eröffnungsfeierlichkeiten für das „John F. Kennedy Center for the Performing Arts“ in Washington D.C. und wurde dort im September 1971 uraufgeführt. „The Mass“ beinhaltet unter anderem Texte aus der römisch-katholischen Liturgie, um diese zu vertonen, vermischt Bernstein hier unterschiedliche Stile und Strömungen des 20. Jahrhunderts.

Whiskey-Glas oder Dämpfer
Duke Ellington war bekannt dafür, innerhalb kürzester Zeit Melodien zu komponieren und zu arrangieren und er entwickelte seinen berühmten „Jungle Style“. Mit Hilfe eines Dämpfers – hier ist auch der Einsatz eines Whiskey-Glases möglich – erzeugen die Trompeten krächzende, lautmalerische Töne mit gezogenen Melodien. Was für ein Sound! – bei „I’ve Got To Be A Rug Cutter“ und „Echoes of Harlem“ mit dem Solisten Rolf Ihler, der hier schon mal das Sakko wechselte und vorweg – ganz im Sinne von Duke Ellington einen Bourbon nahm.

Auf ging es ins Waldorf Astoria nach New York mit Fats Waller und „Lounging at the Waldorf“, wo sich bei jazzigen beschwingten Melodien Künstler und Prominente ein Stelldichein gaben. Und die Zuhörer durften einen Herbsttag an der amerikanischen Ostküste erleben – mit „Autumn Leaves“ von Joseph Kosma. Leonard Bernstein war der Wegbereiter des Ensemble Classique, so Werner Roch, der Conférencier des Konzerts und brillanter Trompeter, das Ensemble habe ihm viel zu verdanken. So erklangen herrlich arrangierte Melodien wie „Tonight“ oder „America“ aus der „West Side Story“ – eine swingende Hommage an den großartigen Komponisten.
Das Blechbläsersextett mit Ulrich Heiler an den Perkussioninstrumenten gründete sich bereits 1986. Der jetzige Solotrompeter Rolf Ihler suchte für die musikalische Gestaltung eines Gottesdienstes in einer kleinen Kirche im Allgäu junge Musiker – Leonard Bernstein wurde im Rahmen eines Konzerts in der Basilika Ottobeuren auf die Musiker aufmerksam und ermutigte sie, weiterzumachen und die Besetzung aus drei Trompeten und drei Posaunen mit Schlagwerk zu ergänzen.

Bereits 1989 hatte das Ensemble seinen Durchbruch beim Schleswig-Holstein-Musikfestival. Das berühmte Bernstein-Zitat „Let’s make music as friends“ hat sich das Ensemble Classique als Erbe und Auftrag gegeben. Ihre Musik, die Arrangements und die Performance sind unwiderstehlich, den Künstlern gelingt es, zu berühren und zu begeistern: „Somewhere“ – irgendwo und überall.