Kulturstiftung Hohenlohe

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Presseinformationen

Majestätisch und humoristisch - von Nina Piorr, Hohenloher Zeitung, 28.08.2018

Durch den hübsch bemalten Innenhof des Pfedelbacher Schlosses
schallen am späten Sonntagnachmittag fanfarenartige Posaunentöne aus
Richard Strauss" sinfonischer Dichtung "Also sprach Zarathustra". Dazu
mischen sich Wolfram Dix" Schlagzeugrhythmen, gewürzt mit kräftigen
Trommelwirbeln.


Ein stattlicher Auftakt zum Kultursommerkonzert des Ensembles Posaune
Percussion Leipzig, der sogleich nahtlos in Steve Allens swingendes,
fröhlich-tänzerisches "This Could Be The Start Of Something Big"
übergeht. Damit präsentiert das 1992 gegründete Ensemble um Joachim
Gelsdorf, Marton Palko, Stefan Wagner und Schlagzeuger Dix gleich zu
Beginn seines Open-Air-Konzerts "J. S. Bach und der weiße Hai im Alpsee"
seinen breiten musikalischen Horizont. Dieser reicht von der Klassik
über Jazz bis hin zur Weltmusik.


Polyphonie


Mit zwei Madrigalen aus dem alten England stellen die studierten
Posaunisten ihr klangschönes Zusammenspiel unter Beweis. Während in
Thomas Morleys "Though Philomela Lost Her Love" ein ruhiger
unisono-Klang dominiert, wandern in Michael Easts "How Merrily We Live"
die Motive durch die einzelnen Stimmen und erzeugen eine majestätische
Polyphonie. Einen klanglichen Kontrast bildet Dix" auf Leibniz"
Monadentheorie gestützte Eigenkomposition "Monade".


"Eine Monade ist eine Art spirituelles Atom - ewig, unteilbar,
einzigartig", erklärt Gelsdorf, der durch das Programm führt. Wie ein
Pulsschlag zieht sich der konstante Beckenklang durch das Stück, während
Dix mit seinen Schlägeln zunächst auf der tiefen Trommel urtümliche
Rhythmen in einer ausgefeilten Dynamik präsentiert.


Humor


Während in der ersten Konzerthälfte ganz die Musik im Vordergrund
steht, bereichern die Tonkünstler die zweite Programmhälfte sehr zum
Gefallen des Publikums mit humoristischen Einlagen. "Du hast doch
gesagt, du kennst ?Carmen"", meint etwa Gelsdorf zu Wagner. Dieser
nickt: "Klar kenne ich eine Carmen." Und so improvisiert er über George
Bizets "Prélude zur Oper Carmen" auf sehr kreative Weise. Dabei zerlegt
er seine Posaune in ihre klanglichen Einzelteile. Aber, welch Wunder,
über Frank Sinatras "My Way" und Pharrell Williams "Happy" findet Wagner
doch wieder zurück zur Originalmelodie.


Weißer Hai im Alpsee


Ebenso ist bei Christoph Wundraks 2005 für das Ensemble komponiertem
Werk "Der weiße Hai im Alpsee" Humor im Spiel. So werden die hörbaren
alpenländischen Anklänge jazzig verfremdet und überlagert. Markant
akzentuierte Phrasen gewinnen dabei durch Motivwiederholungen an
Eindringlichkeit. Den Abschluss bildet eine stimmungsvolle
Interpretation von Gershwins "Summertime" als Zugabe. Nur die
Temperaturen passen an diesem Sonntag nicht ganz.