Kulturstiftung Hohenlohe

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Presseinformationen

Königsblaue Akzente im Rokokosaal - von Leonore Welzin, Heilbronner Stimme, 4.9.2018

Man muss nicht den Blues haben, um sich für die Farbpalette blauer Töne zu begeistern. Denn
Blau ist vor Rot (20 Prozent) und Grün (12 Prozent) mit 38 Prozent die
beliebteste Farbe, sagen Farbpsychologen. Darauf setzt auch das
italienische Streicher-Ensemble Quartetto Indaco, das Indigo im Namen
führt, sein Programm „Blaue Stunde“ nennt und bis zu den Roben der
Musikerinnen königsblaue Akzente setzt. Auf Schloss Assumstadt ein
besonders schöner Kontrast zu den Puderfarben des Rokokosaals, der
optisch wie akustisch ein architektonisches Kleinod ist. 

Klangfarbenspiele
Kontrastreich bietet das Programm mit Streichquartetten von Nino Rota
(1911?-?1979), Giovanni Battista Viotti (1755?-?1824), Anton Webern
(1883?-?1945) und Johannes Brahms (1833?-?1897) eine Fülle an
Klangfarbenspielen und gibt Einblick in diverse Epochen und Stile. 

Verführerisch ist Rotas C-Dur-Streichquartett. Beruht der erste Satz auf einem
tänzerischen Thema in hellstem Dur, nimmt der zweite Satz neo-barocke
Züge an, während im letzten der Cantus firmus des gregorianischen Dies
irae zitiert wird, allerdings in Dur und ohne jene Totentanz-Assoziationen.
Das sind überraschende Volten des bekannten Filmkomponisten
(„Achteinhalb“, „Orchesterprobe“, „Der Pate“), dem das
melodische Werk den Ruf eines „italienischen Ravels“ einbringt. 

Bei Viotti, der als einer der Väter moderner Violintechnik gilt, legen sich die vier
Musiker, allen voran die temperamentvolle Stimmführerin Eleonore
Matsuno, besonders ins Zeug. Mitgerissen von ihrer sehr differenzierten,
teils kraftvoll energischen, teils weichen Bogenführung, schmeißen sich
ihre Kollegen, Jamiang Santi – 2. Violine und Cosimo Carovani – Cello,
und nicht zuletzt Francesca Turcato an der Viola in das Klangabenteuer
des Streichquartetts B-Dur. Kräftiges Vibrato, für das der Komponist
berühmt gewesen sein soll, Dynamik des Bogens und individuelle Motivik
geben dem Stück einen herrlich flirrenden Charakter, der bereits das
Knospen der blauen Blume der Romantik erahnen lässt.

Ausflug
Mit Anton Weberns Fünf Sätzen für Streichquartett gelingt ein kurzer
Ausflug in die Zwölftonmusik, allerdings reicht danach der
Spannungsbogen nicht ganz, um das musikalische Schweifen der Gedanken
von Brahms im Streichquartett B-Dur op. 67 zu einem stringenten
Zusammenspiel zu bringen. 

Ende gut, alles gut, bedankt sich das Quartetto Indaco für den üppigen Applaus mit Puccinis
„Chrysantheme“. Das Andante mesto ist Opernfreuden aus dem vierten Akt
von Manon Lescaut vertraut. Begleitet es da die Sterbeszene der
Titelheldin, verschmelzen die vier Instrumente hier noch einmal zu
ephemerer Schönheit. Elegisch an- und abschwellende Klänge, ein Bild
meditativer Beschaulichkeit, der auch die positive Symbolik der
asiatischen Blume innewohnt: Glück, Gesundheit und ewiges Leben.

Kein Grund für den Blues haben die beiden geschäftsführenden Programmgestalter Ana-Maria
Lungu (Kulturverein Assumstadt) und Marcus Meyer (Hohenloher
Kultursommer) in Anbetracht der über 100 Besucher, was einer Auslastung
von annähernd 100 Prozent entspricht und aus der Zusammenarbeit eine
Win-Win-Situation macht.