Kulturstiftung Hohenlohe

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Presseinformationen

Ist es Oper? Ist es geistliche Musik? - von Nina Piorr, Heilbronner Stimme, 4.9.2018

ÖHRINGEN
„Ist es wirklich heilige Musik (musique sacrée), die ich gemacht habe,
oder ist es vermaledeite Musik (sacrée musique)“, schreibt Gioachino
Rossini über seine 1863 entstandene „Petite Messe solennelle“. Ist es
also geistliche Musik zum Lob Gottes oder Verherrlichung der Musik als
Kunstform? Die vielschichtige Klangsprache, die opernhafte Dramatik,
majestätische Passagen und romantisch zarte und sphärisch schwebende
Gesangspartien machen Rossinis Selbstzweifel durchaus nachvollziehbar.

Feinfühlig
Im Hohenloher Kultursommer begeistert das zehnköpfige Athos Ensemble mit
der kammermusikalischen Fassung der „Petite Messe solennelle“ in der
Öhringer Stiftskirche. Bereits im „Kyrie“ überzeugen die acht Sänger des
Karlsruher Ensembles, feinfühlig begleitet von Melanie Bähr am Flügel
und Fabian Wöhrle am Harmonium, mit einem reinen Klang und einer
ansprechenden Balance zwischen den vier Stimmlagen. Durch die Wechsel
von Coro- und Solo-Passagen treten die einzelnen Stimmen im folgenden
„Gloria“ auf eindrucksvolle Weise hervor. So etwa Tenor Florian Sievers,
der seine Stimme zu Bährs tänzerisch-leichthändiger Klavierbegleitung
opernartig in die Höhe steigen lässt.

Angetrieben durch sprudelnde Arpeggien von Flügel und Harmonium versammeln sich die
Stimmen im Coro „Cum sancto spiritu“ wieder zu einem fugenartigen,
koloraturreichen Gesamtklang. Das ernste „Credo“ durchziehen hingegen
markante „Credo!“-Akklamationen, die in einem vielstimmigen, reich
verzierten „Amen“ kulminieren. 

Einen wunderschönen Kontrast bietet das einzige Instrumentalstück der Messe, das an die
französische Messtradition angelehnte „Prélude religieux l’Offertoire“.
Aus den anfänglichen gewaltigen Staccato-Akkorden lässt die
preisgekrönte Pianistin Bähr eine nahezu romantisch anmutende Melodie im
Legato erstehen, die einer Symmetrie folgend wieder ins Staccato
verfällt.

Sphärisch
Wöhrle leitet dagegen mit einem sanft-wiegenden Harmonium-Vorspiel das
Sanctus ein. Hier glänzen Angelika Lenter und Aline Wilhelmy, deren
Sopran sphärisch über dem A-capella-Gesang schwebt. Höhepunkt der Messe
bildet schließlich das gravitätische „Agnus Dei“, in dem Sandra
Stahlhebers herausragendes Alt-Solo in das weiche, nachdenklich-bittende
„Dona nobis pacem“ des Coros mündet. Eine beachtliche Leistung, die das
Publikum mit Ovationen im Stehen belohnt.