Kulturstiftung Hohenlohe

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von der Kulturstiftung

In mythologische Welten entführt - von Tamara Kühner, 11. Juli 2015, Hohenloher Zeitung

Der sehnsüchtige Liebesruf eines Faun erklingt in Aschhausen. Mal sanglich schmeichelnd, mal rhythmisch leidenschaftlich, umwirbt er die rund 70 Zuhörer
im Schloss. Mit ihrem Englischhorn lässt Judith Cercles die Liebesqualen der mythologischen Figur aus Hans Steinmetz’ Komposition lebendig werden. Dabei
empfindet sie mit ihrem sensiblen Spiel jede Gefühlsregung bis ins kleinste Detail nach, während Berit von Sauter am Flügel für atmosphärische Untermalung sorgt.
Zusammen mit Flötistin Sandra Bauer sind die Musikerinnen das Subeja Trio, das beim Hohenloher Kultursommer zu Gast ist.

Kontraste Mit Claude Debussys "Syrinx" für Solo-Flöte hat auch Sandra Bauer an diesem Abend ihren Part in griechischer Mythologie. Das Stück handelt von der Nymphe Syrinx, die sich auf der Flucht vor dem liebestollen Hirtengott Pan in Schilfrohr verwandeln lässt. Aus diesem Schilfrohr baut Pan sich schließlich seine Flöte.
Mit viel Hingabe arbeitet sie die dynamischen Kontraste des Stücks heraus und stellt eine intime Bindung zum Publikum her, das der virtuosen Solistin gebannt
lauscht. Mit einer absteigenden Ganztonleiter im Decrescendo klingt das Stück aus. 

Das Subeja Trio widmet sich Kammermusik in der ungewöhnlichen Besetzung Flöte, Oboe und Klavier, Dabei harmonieren die beiden hohen Bläser exzellent, was etwa bei
Georg Philipp Telemanns technisch anspruchsvoller Triosonate in c-Moll präzises auf-den-Punkt-Spiel von Flöte und Oboe erfordert. Wahlweise greift Judith
Gerdes aber auch zum Englischhorn, so etwa bei „Scènes de la foret" von Mel Bonis, das eigentlich für Flöte, Klavier und Waldhorn komponiert wurde. Passend
dazu ist der dritte Satz „Invocation" (dt. Anrufung) mit Jagdmotiven gespickt. Die Flöte stellt hohe Triller und schwungvolle Läufe den wiegenden
Hornklängen gegenüber und ruft damit die Jagdgöttin Artemis an, der im folgenden Satz gehuldigt wird. 

Nach der Pause soll Sir Malcom Arnolds "Suite Bourgeoise" erklingen. Doch die Klaviernoten sind verschwunden. Ironie des Schicksals, denn auch das Stück
selbst war lange Jahre verschollen. So lange müssen die Konzertbesucher in Aschhausen aber nicht warten, Berit von Sauter geht auf die Suche und wird schließlich fündig. 

Monotonie "Eine Gratwanderung zwischen Popular- und Kunstmusik" - so beschreibt Berit von Sauter die Suite Arnolds. Die Pianistin agiert immer wieder als Moderatorin und
meistert das ebenso hervorragend wie ihr Instrument. Im Zentrum von Arnolds Suite steht der Ton Fis. Er symbolisiert die Monotonie des Sprechens von
Elaine, einer Freundin Arnolds. Der zweite Satz - ein Tango - trägt sogar den Beinamen Elaine. Hier ist der Klang der Querflöte gewöhnungsbedürftig. Das liegt nicht
an Flötistin Sandra Bauer, sondern vielmehr an der Hörgewohnheit, in die sich die Oboe besser einfügt. Der dritte Satz „Dance" enthält Elemente des Rock’n’Roll. An große Filmballaden der 50er Jahre erinnert die folgende „Ballad". Kein Wunder, schließlich hat Arnold 1958 für seine Filmmusik zu „Die Brücke am
Kwai" den Oscar bekommen. Die Melodie der Oboe könnte auch gut und gerne eine Gesangsmelodie sein.