Kulturstiftung Hohenlohe

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Hohenloher Kultursommer: Mittelalter trifft Romantik - Fränkische Landeszeitung/nordbayern.de (Schwandt), 19.08.2014

SCHILLINGSFÜRST - Eine Reise ins Mittelalter oder doch lieber ein Konzert mit Liedern aus der Romantik? Egal, wofür sich die Konzertbesucher im Rahmen des Hohenloher Kultursommers entschieden haben – es erwartete sie ein musikalisch hochkarätiges Programm beim Konzerttag auf dem höchsten Punkt der Frankenhöhe in Schillingsfürst. 

„Der von Kürenberg“, der erste bekannte frühmittelalterliche Minnesänger, der seine Lieder in deutscher Sprache dichtete, war der Namensgeber für das Konzert der „Capella Antiqua Bambergensis“ auf dem fürstlichen Schloss: „Ich zog mir einen Falken“, zählt zu den bekanntesten Texten des deutschen Minnesangs und spielt in seiner Klage über den entflohenen Falken auf den Schmerz über die Trennung von zwei Liebenden an.
Professor Dr. Wolfgang Spindler erläuterte die dargebotenen geistlichen und weltlichen Werke aus dem 11. bis 14. Jahrhundert, die „Capella Antiqua“ entführte die gespannten Zuhörer an unterschiedliche Schauplätze des Mittelalters. Sie starteten mit dem Quedlinburger Antiphonar in die Welt eines Frauenklosters, in welchem nur Damen des Hochadels untergebracht waren, interpretierten aus dem Nibelungenlied die „Brautnacht der Brünhilde“, stellten Musik der Hildegard von Bingen vor, bestiegen das Benediktinerkloster auf dem Montserrat bei Barcelona und sangen aus den dort gesammelten geistlichen Liedern des „Llibre Vermell“.
Die Schweizer Harfenistin und Sängerin Arianna Savall und der aus Oslo stammende Petter Udland Johansen mit seiner Haringfele musizierten die mittelalterlichen Texte und Melodien meisterlich – die „Capella Antiqua“ mit Professor Dr. Wolfgang Spindler, Andreas Spindler, Anke und Thomas Spindler erschloss mit mehr als 40 Instrumenten, darunter ein romanisches Glockenspiel, Fiedel, Schalmei, Sackpfeife, Flöten, Cornetto und Portativ immer wieder neue mittelalterlich-musikalische Welten.

Auswahlkonzert

Mit „Leise flehen meine Lieder“ war das zeitgleich in der Dörfler-Galerie stattfindende Auswahlkonzert überschrieben, wo Werke von Franz Schubert, Louis Spohr und Fernando Sor zu hören waren. Über 600 Lieder hat Franz Schubert komponiert und dabei eine ganz neue Musiksprache entwickelt: Dichtung, Gesang und Begleitung stehen gleichberechtigt nebeneinander. 

Ausgesprochen feinfühlig und technisch perfekt begleitete Maximilian Mangold den Tenor Clemens Löschmann bei seinen stimmungsvollen und stimmgewaltigen Interpretationen der ausgewählten Lieder aus dem Schwanengesang, beide Künstler überzeugten und begeisterten das Publikum mit einer populären Zusammenstellung aus „Die schöne Müllerin“. Die Liedbegleitung mit der Gitarre orientiert sich an den Klaviersätzen und war zur Zeit der Romantik beim Publikum äußerst beliebt – gerade erlebt sie eine Renaissance.
Beide Konzerte waren ausgesprochen gut besucht und den Zuhörern bot sich Entspannung beim Besuch einer Flugvogelschau, einem Spaziergang durch den Kardinalsgarten oder einer gepflegten Tasse Kaffee, bevor sie sich im Innenhof des Schlosses zum finalen Abschlusskonzert trafen. Vier junge Hornisten – „German Hornsound“ – brachten in „Jägers Sommertraum“ romantische Volkslieder wie Felix Mendelssohn-Bartholdys „Abschied vom Walde“ oder Franz Schuberts „Am Brunnen vor dem Tore“ zum Klingen. In eigenen Arrangements zeichneten sie einzelne Stimmungsbilder aus Felix Mendelssohn-Bartholdys Musik „Ein Sommernachtstraum“ nach, ließen die Handwerker marschieren und die Elfen tanzen.
Ein Höhepunkt des Konzerts war sicherlich das von Eva Schorr (geboren 1927) komponierte Werk „La Caccia“ für vier Hörner mit den drei Sätzen „Wind-Spiel“, „Melodie“ und „Halali“. „German Hornsound“ hatte das Werk in Auftrag gegeben und im Schlosshof uraufgeführt – im Beisein der Komponistin und vom Publikum mit lange anhaltendem Beifall bedacht. Alle vier Hornisten haben übrigens Anstellungen in professionellen Orchestern: So ist der Enkel der Komponistin, Sebastian Schorr, Hornist bei der Württembergischen Staatsphilharmonie. Christoph Eß spielt im Berliner Konzerthausorchester, Stephan Schottstädt gehört dem Staatstheater Hannover an und Timo Steininger ist Mitglied der Bamberger Symphoniker. Er hat aus Anton Bruckners Symphonie „Die Romantische“ den dritten Satz für das Hornquartett arrangiert, den sie gemeinsam bewegt und bewegend interpretierten.

Rossinis Jagdfieber

Verschiedene Jagdmelodien fanden sich in Gioachino Rossinis „La Rendez-vous de chasse“. Rossini war der Jagd sehr zugetan und wohl mindestens ebenso dem Verzehr des Wildbrets. Das Hornkonzert gipfelte im „Freischütz“ von Carl Maria von Weber und setzte mit dem Jägerchor einen grandiosen Schlusspunkt.
In allen drei Konzerten, die das gemeinsame Motto „Jagdromantik“ einte, erklatschte sich das Publikum Zugaben. Und egal ob Konzertbesucher oder Musiker, man war sich einig, dass das Schillingsfürster Schlossareal nebst Doerfler-Galerie ein einzigartiges Ambiente bietet, wo sich Mittelalter und Romantik stimmungsvoll begegnen können. Schillingsfürst hat sich längst als Konzert- und Kulturstadt einen Namen gemacht und wird sich hoffentlich in dieser Richtung noch weiter entwickeln – die Organisatoren des Hohenloher Kultursommers sind dabei perfekte Ideengeber. 

 © Schwandt