Kulturstiftung Hohenlohe

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Presseinformationen

Von Harfen und Psaltern - von Andreas Dehne, 18. Juli 2017, Hohenloher Zeitung

Wer am Donnerstagabend die Hauptstelle der Künzelsauer
Sparkasse betritt, um den Nachttresor zu füllen, hört nicht nur das
vertraute Geräusch klingender Münzen, die in den Bauch des modernen
Bankgebäudes rollen, sondern zugleich auch noch das "Klingende
Mittelalter", dargebracht von der Capella Antiqua Bambergensis. Von
Beginn an Hauptsponsor des Hohenloher Kultursommers, stellt die
Sparkasse einmal im Jahr ihre Räumlichkeiten für eine Ausstellung zur
Verfügung. "Kunst und Kultur begeistern, öffnen Geist und Sinne für
Überliefertes und Ungewöhnliches", sagt Bernd Kaufmann, Vorsitzender des
Vorstands.

Die Ausstellung "Klingendes Mittelalter − eine Reise durch
die Musikgeschichte des Mittelalters", ist mit acht Bildtafeln und zwei
Glasvitrinen mit historischen Instrumenten sehr überschaubar. In der
Mitte des Foyers gelegen wird sie am Eröffnungsabend eingerahmt von etwa
160 Zuhörern, die die Einführung aufmerksam verfolgen. Denn die findet
konzertant statt. Statt langer erklärender Worte ein mittelalterliches
Konzert.

Familie Die Capella Antiqua Bambergensis, an diesem Abend
verstärkt mit dem international renommierten Perkussionist Murat Coskun
und der sehr bühnenpräsenten und fabelhaften Jule Bauer, Dozentin für
die mittelalterliche Nyckelharpa und Sängerin, lässt über eine Stunde
lang die Ausstellung im wahrsten Sinne des Wortes "erklingen." Professor
Dr. Wolfgang Spindler, musikalischer Leiter der Gruppe, erklärt
zwischen den neun mittelalterlichen Musikstücken nicht nur die
Instrumente. Über 60 davon hat das Familienensemble (Wolfgang, Anke,
Andreas und Thomas Spindler) im Portfolio. Nur ein Teil kommt am Abend
auf die Bühne. Er erzählt − auch bisweilen fast anekdotenhaft − die
Geschichte der einzelnen Lieder. Besonders beeindruckend dabei das
"Palästinalied". Das "einzige Werk des Walther von der Vogelweide, das
vollständig mit einer Melodie überliefert worden ist". Oder der Psalter.
"Ein Buch, in dem 150 Psalmen drin stehen. Einmal in der Woche musste
jeder Geistliche diese 150 Psalmen durchgesungen haben. Und dann ging es
wieder von vorne los." Sie spielen ein "wunderschönes Beispiel" aus
diesen Büchern. "Magdalena − heiß verehrt − denn sie war eine Sünderin."

Manuskript Aus dem "Laudario di Cortona", einem Manuskript
aus dem 13. Jahrhundert, das die Gruppe Capella Antiqua Bambergensis
"hier im Schatzkästlein der Kultur" (Spindler) den Zuschauern offenbart,
ist weit von dem üblichen Mittelaltermarktgedudel entfernt. Es ist
mittelalterliche Musik auf höchstem Niveau. Mit den zum Teil selbst
nachgebauten Instrumenten fügen sie sich nahtlos ein in das musikalisch
Besondere des "Hohenloher Kultursommers." Die in der Ausstel-lung
präsentierten Exponate bekommen so einen extrem lebendigen Klang, die
grafisch aufbereiteten Texte eine wunderschön gesungene Melodie.

Ein kleiner Leckerbissen am Rande: Nach dem Konzert gibt es
nicht nur Getränke und Häppchen, sondern Anke Spindler, Mitglied der
Gruppe, erklärt den interessierten Zuschauern spontan die Bildtafeln der
Ausstellung, die noch bis Dienstag, 19. September, zu den
Geschäftszeiten der Sparkasse Hohenlohekreis zu sehen ist.